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Brandenburg: Ermittlungen gegen Jugendamt

Vernachlässigte Jungen aus Blankenfelde bleiben bei Pflegeeltern / Vier Berliner Kinder wieder zu Hause

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Blankenfelde/Berlin - Im Fall der beiden vernachlässigten Kinder aus Blankenfelde (Teltow-Fläming) sind gegen das Jugendamt Ermittlungen eingeleitet worden. „Wir ermitteln gegen namentlich noch unbekannte Verantwortliche des Amtes“, bestätigte der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Benedikt Welfens, gestern auf Anfrage. Gleiches hatte der Landkreis auf seiner Internetseite bekannt gegeben.

Möglicherweise hätten sich die Eltern der fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen schuldig gemacht. Die stark unterkühlten Kinder waren am 2. Januar zufällig von Polizisten in ihrem Elternhaus entdeckt worden. Sie sind derzeit in einer Pflegefamilie. Die Familie der Kinder sei dem Jugendamt seit Ende der 1990er Jahre als Problemfall bekannt gewesen, so das Jugendamt. Auf Veranlassung der Mitarbeiter seien die beiden vier und sechs Jahre alten Jungen seit längerem täglich zehn Stunden in einer Kindertagesstätte untergebracht. Die Eltern hatten nach Darstellung des Amtes mehrfach Hilfsangebote abgelehnt. Laut Polizei waren die Kinder in einem „Drecksloch“ von Kinderzimmer entdeckt worden. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft hätte das Amt möglicherweise eine „Eingriffspflicht“ gehabt. Derzeit werten die Ermittler laut Welfens Unterlagen des Jugendamtes aus.

Die Ermittlungen gegen die Eltern wegen des Verdachts der Verletzung der Fürsorge- und Aufsichtspflicht dauerten an. Bei Untersuchungen hätten Ärzte keine Körperverletzungen oder Misshandlungen festgestellt. Nach einer vorläufigen Entscheidung des Familiengerichts Zossen vom Vortag bleiben die Jungen vorerst bei einer Pflegefamilie. Die Richterin habe die Eltern der Kinder aufgefordert, künftig besser mit dem Jugendamt zusammenzuarbeiten. Vor einer endgültigen Entscheidung will die Richterin sich vor Ort einen Eindruck von den Lebensumständen der Kinder verschaffen.

In Berlin dagegen dürfen vier vernachlässigte Kinder, die vom Jugendamt in Obhut genommen worden waren, wieder zurück zu ihren Eltern. Sie sind bereits am Dienstag wieder zu ihren Eltern im Stadtteil Köpenick zurückgekehrt. „Die Eltern haben ihre Kooperation zugesichert“, begründete der Jugendstadtrat des Bezirks, Joachim Stahr, die Entscheidung. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die drei- bis achtjährigen Kinder vernachlässigt worden seien. In den kommenden vier bis sechs Wochen sollen bis zu zwei Sozialarbeiter werktags oder sogar täglich in der Familie anwesend sein. Danach werde über das weitere Vorgehen beraten, langfristige Maßnahmen seien geplant, sagte Stahr. Zuvor waren die Kinder nach Darstellung des Jugendamtes in Schule und Kindertagesstätte aufgefallen. Es habe mehrere Anzeichen für Vernachlässigung gegeben. Am Donnerstag vergangener Woche dann habe der älteste Junge seiner Lehrerin gesagt, er werde von seinen Eltern geschlagen. Diese alarmierte die Polizei, die die Kinder in die Obhut des Jugendamtes übergab. Nach Darstellung der Polizei war die Wohnung mit Resten von Hundekot verunreinigt. Die Eltern bestreiten dies und verwahren sich gegen jeden Vorwurf, ihre Kinder vernachlässigt oder misshandelt zu haben. Tatsächlich ergaben die Ermittlungen keine Spuren von Schlägen. Während die Eltern in der Vergangenheit Kontaktversuche des Jugendamtes abgeblockt haben sollen, seien sie nun bereit, mit dem Jugendamt zusammenzuarbeiten, sagte Stahr. Auch die Kinder wollten nach Hause zurück. Die Berliner Polizei reagierte auf die Entscheidung mit Unverständnis. „Es hatte Gründe, warum wir ermittelt und die Kinder aus der Familie geholt haben“, sagte ein Ermittler.how/dpa/pet/kö/tabu

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