Brandenburg: Erneuter Müllskandal weitet sich aus
Bis zu 300 000 Kubikmeter vergraben / Alle 85 Bauschutt-Gruben im Land werden kontrolliert
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Cottbus/Potsdam – Der neue Müllskandal in Brandenburg hat größere Dimensionen als zunächst angenommen: „Wir gehen davon aus, dass in der betroffenen Kiesgrube 300 000 Kubikmeter Baumisch- und Gewerbeabfälle illegal abgeladen wurden“, sagte gestern der Präsident des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe, Klaus Freytag.
Die Staatsanwaltschaft spricht bislang jedoch von bis zu 150 000 Kubikmetern. Verdächtigt wird der 31-jährige Eigentümer der Kiesgrube „Lindower Heide“ bei Malterhausen. Wieder rücken Bagger aus, wie im Sommer als sie in der Kiesgrube Markendorf (Teltow-Fläming) rund 300 000 Kubikmeter Müll zu Tage brachten - von Teerpappe über asbestbelastete Baustoffe bis hin zu Gummistiefeln.
„Wir haben die großen Fische ermittelt, weitere kleinere Fälle sind aber leider nicht auszuschließen“, meinte Freytag. Das Bergbauamt ist jedenfalls in höchster Alarmbereitschaft - und hat eine „Task Force“ zur Überprüfung der Kiesgruben in Marsch gesetzt.
Von den 229 Kies-, Ton- und Torfgruben in Brandenburg, die unter Aufsicht des Amtes stehen, hätten 85 eine Genehmigung, „im Rahmen der Wiedernutzbarmachung“ Bauschutt einzulagern. „Diese 85 werden bis Ende Oktober Tiefenkontrollen unterzogen, bislang sind 41 überprüft.“
Das Ergebnis: Vier Fälle mutmaßlich illegaler Müllentsorgung, darunter Markendorf, und nun nach einem Hinweis vergangene Woche auch noch Malterhausen. Allerdings, so betonte Freytag, seien die anderen Fälle nicht in vergleichbaren Größenordnungen. „Aber wie die Sauereien im großen Stil melden wir auch jedes lokal begrenzte Vorgehen der Staatsanwaltschaft.“ Was genau in Malterhausen abgekippt wurde, müsse noch untersucht werden. Nach Auskunft des Sprechers der Staatsanwaltschaft, Christoph Lange, ist vor allem Plastik entdeckt worden. „Das Ausmaß der Umweltverschmutzung ist noch nicht klar.“ Freytag meinte allerdings, dass es in den beiden großen Fällen „bislang keine Hinweise auf großräumige Grundwasserschäden“ gebe.
Erste Gutachten zu Markendorf zeigten allerdings, dass das Schichtwasser unter der illegalen Deponie „hochgradig mit Schwermetallen und Fäkalien belastet“ ist. Weitere Ergebnisse stehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch aus. In diesem Fall laufen gegen sieben Beschuldigte Ermittlungen. Ihr Gewinn soll im zweistelligen Millionenbereich liegen. In Malterhausen wollte der verdächtigte Geschäftsmann, der auf dem Gelände einen Recyclinghof betrieb, möglicherweise sparen. „Die Entsorgung dieses Abfalls kostet 500 Euro je Tonne“, hieß es.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatte dem Land mehrfach unzureichende Kontrollen der Kiesgruben vorgeworfen. Der Stellenabbau in der Verwaltung führe zur Zunahme illegaler Entsorgung. Freytag betonte: „Wir tun alles, um die schwarzen Schafe zu finden.“ 24- Stunden-Kontrollen seien aber nicht möglich.
Ein Problem ist nach Freytags Einschätzung auch, dass Brandenburg dünn besiedelt ist. „In der Abgeschiedenheit kann sich kriminelle Energie groß ausbreiten.“
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