Brandenburg: Erst Ende 2014 will Mehdorn Eröffnungstermin nennen
Inbetriebnahme des Hauptstadtflughafens wohl erst 2016 oder 2017. Das Geld für den Bau ist aufgebraucht
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Berlin - Ende dieses Jahres soll endlich feststehen, wann der neue Hauptstadtflughafen in Betrieb gehen kann. Das kündigte Flughafenchef Hartmut Mehdorn am Mittwoch an. „Wir sind so weit, dass wir zum Jahresende ziemlich präzise sagen können, wann es passiert mit der Inbetriebnahme“, sagte Mehdorn am Mittwoch im Bauausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Vorher sei nichts drin, auch wenn der Aufsichtsrat ihn drängt, sich früher auf einen Termin festzulegen. „Ich sage nur, was feststeht. Die Häme halte ich dann aus“, erklärte Mehdorn. Der Flughafen sei ohnehin „der Dödel der Nation“.
Bislang hatte Mehdorn erklärt, dass er erst ein Jahr vor Eröffnung tatsächlich einen Terminplan nennen könne, weil er den Fluggesellschaften 12 Monate Vorlauf lassen wolle. Eine Eröffnung des Flughafens im Jahr 2015 wird bei einer Terminansage erst Ende dieses Jahres noch unwahrscheinlicher. Dabei ist nach Angaben eines jetzt von Mehdorn gefeuerten leitenden Mitarbeiters eine Inbetriebnahme des Flughafens auch 2016 „akut gefährdet“. Folglich ist eine Eröffnung wohl auch erst 2017 nicht ausgeschlossen.
Der Flughafen sollte eigentlich Ende 2011 öffnen. Noch beschäftigten die Betreiber aber Nacharbeiten, „Pfusch am Bau“ und die Technikprobleme an der Entrauchungsanlage, sagte Mehdorn. Er bezifferte die Zahl der Mängel in dem Neubau erstmals auf 150 000. Diese seien teilweise abgearbeitet, viele auch für den Start des Flughafens nicht erheblich. „Die Mängelbeseitigung ist nicht der kritische Weg, die Brandschutzanlage überschattet alles.“ Am 11. April will Mehdorn dem Aufsichtsrat darlegen, wie viel es kosten wird, den Flughafen fertigzustellen. Zuvor tagt an diesem Donnerstag der Finanzausschuss des Kontrollgremiums. Beobachter erwarten, dass die Kosten sich auf mehr als fünf Milliarden Euro erhöhen.
Wie berichtet gehen Insider davon aus, dass der Flughafen auch bis zu 8 Milliarden Euro kosten könnte. Der eineinhalb Jahre alte Kostenplan sieht 4,3 Milliarden Euro vor. „Diese 4,3 Milliarden werden wir Ende dieses Jahres aufgebraucht haben“, sagte Mehdorn. „Es ist klar: Es wird darüber hinaus einen Bedarf geben.“ Wie PNN berichteten, liegt der Flughafen nach internen Papieren bereits bei einem Kostenrahmen von 4,6 Milliarden Euro.
Insider gehen inzwischen davon aus, dass der BER-Bau wegen Mängeln, aber auch wegen fehlender Pläne und Dokumentationen nicht mehr zu retten ist – das Chaos sei zu groß. Die Alternative hieße entkernen oder neu bauen. Der brandenburgische CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Koeppen sagte „Bild.de“ am Mittwoch: „Das Projekt ist doch so nicht mehr zu retten. Dass ein Umbau reicht, ist unwahrscheinlich. Entkernen ist eine realistische Alternative. Neubau darf kein Tabu sein.“ Man müsse sich ehrlich machen und radikal denken. Es seien grundsätzliche Dinge auf der Baustelle schiefgelaufen. Zum Kabelchaos und zur Überbelegung der Kabeltrassen sagte Koeppen: „Das ist nicht mehr zu retten.“ Für ihn sei der Aufsichtsrat Wurzel allen Übels.
Am Abend sollte Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke) im Landtag als Nachfolger von Helmuth Markov (Linke) im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft vom Landtag bestätigt werden.
Mehdorn warnte vor dem Verlust von mindestens zehn Millionen Passagieren in den nächsten Jahren, sollte das bisher geplante Nachtflugverbot von Mitternacht bis 5 Uhr ausgeweitet werden. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) fordert als Kompromiss eine zusätzliche Stunde am Morgen, nachdem der unter dem Druck eines Volksbegehrens zunächst eine Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr hatte. „Das ist für mich kein Zurückrudern oder Einknicken“, betonte der Regierungschef. Brandenburgs Maximalforderung sei gegen die Miteigentümer Berlin und dem Bund nicht durchsetzbar. Die Opposition forderte hingegen, ein erweitertes Nachtflugverbot notfalls im Alleingang durchzusetzen. dpa, axf, kt
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