Von Jörn Hasselmann: Erst Feuerwerk, dann S-Bahn-Panne
Hunderttausende feierten am Brandenburger Tor. Stromausfall im Stellwerk verursacht Verkehrschaos
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Berlin - Bei der Berliner S-Bahn ist der Start ins neue Jahr gründlich schiefgegangen. Eine gute Stunde war 2010 alt, da fiel in einem wichtigen elektronischen Stellwerk der Strom aus. Ab 1.30 Uhr standen auf der Nord-Süd-Bahn und der Ringbahn alle Räder still. Denn durch den Ausfall des Stellwerks am Knoten Bornholmer Straße gingen alle Signale auf Rot. Als die Ursache klar war, durften die Züge langsam in den nächsten Bahnhof rollen, längere Zeit sollen keine Reisenden auf freier Strecke eingesperrt gewesen sein, sagte ein Bahnsprecher. Erst gegen 3 Uhr funktionierten die Computer wieder, der Betrieb normalisierte sich erst am Vormittag. Auf der Stadtbahn bremsten eingefrorene Türen die S-Bahn. Beide Pannen passierten zur denkbar ungünstigsten Zeit, da zehntausende Menschen gerade von der Silvesterparty am Brandenburger Tor nach Hause wollten. Die BVG hatte nach dem S-Bahn-Ausfall Mühe, die Massen zu bewältigen. Busse und Trams waren in der Innenstadt teilweise so überfüllt, dass die Fahrzeuge nicht mehr weiterfahren konnten.
Da die Panne nach dem Jahreswechsel passierte, taugt sie nicht als Ausrede für den geringeren Besuch auf der Silvesterfete am Brandenburger Tor. Intern zählte die Polizei 210 000 Menschen dort, deutlich weniger als zuvor. Die Polizei hatte wegen des seit einiger Zeit sinkenden Interesses die Zahl der eingesetzten Beamten innerhalb von zwei Jahren von 1000 auf 600 reduziert. Der Veranstalter machte weiter mit grenzenlosem Optimismus und nannte die Spanne „850 000 bis 950 000“. Das Rote Kreuz musste 149 von ihnen versorgen, die meisten waren betrunken ausgerutscht.
Schnee und Eis ließen auch die Zahl der Rettungswageneinsätze ansteigen, von 1000 auf 1100. Dagegen musste die Feuerwehr mit 231 Bränden nur halb so viele löschen wie im Vorjahr, die dichte Schneedecke hat viele Feuer durch Raketen verhindert, hieß es. Dennoch gab es in der Spandauer Wasserwerkstraße nach Mitternacht einen Großbrand, der erst am Vormittag unter Kontrolle war. 54 Mieter mussten sich Ersatzquartiere organisieren. Zudem nutzten Brandstifter die Nacht um an der Sonnenallee in mehreren Hauseingängen abgestellte Kinderwagen anzuzünden. Zwei Frauen erlitten dabei Rauchvergiftungen.
Weniger Böllerverletzte registrierte die Polizei, sieben statt 13 im Vorjahr. Wie in jedem Jahr gab es hohen Sachschaden durch Polenböller, in Tempelhof flog eine Telefonzelle in die Luft, in der Neuköllner Hermannstraße brannte ein Auto aus. Nach dem Löschen fand die Polizei dann einen Böller auf der Rückbank, den Unbekannte offensichtlich durch eine offene Scheibe in den Wagen geworfen hatten. In der Ballinstraße in Britz brannte ein Lastwagen aus, nachdem Unbekannte eine brennende Matratze unter das Fahrzeug geschoben hatten. „Insgesamt erfreulich“ sei die Bilanz der Nacht, teilte das Präsidium mit.
Schnee und Eis behinderten auch am Neujahrstag den Verkehr auf der Straße und der Schiene. Die Berliner Stadtreinigung erinnerte daran, dass es seit 30 Jahren nicht mehr so viel Schnee zum Jahreswechsel gegeben habe. Deswegen bleibt der Böllermüll erst einmal liegen.
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