Brandenburg: Erste Anklage im brandenburgischenMüllskandal „Trottheide“ war der erste von acht Fällen illegaler Entsorgung, die im Vorjahr aufgeflogen waren
Neuruppin - Nach Aufdeckung der jüngsten Müllskandale in Brandenburg sollen nun erstmals zwei mutmaßliche Täter vor Gericht gestellt werden. Die Anklage wirft den beiden Männern vor, illegal mindestens 3300 Tonnen Müll – darunter Spritzen aus Krankenhäusern und Altenheimen – in die ehemalige Tongrube Trottheide in Marienthal (Oberhavel) gekippt zu haben, sagte der Leitende Neuruppiner Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher gestern.
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Neuruppin - Nach Aufdeckung der jüngsten Müllskandale in Brandenburg sollen nun erstmals zwei mutmaßliche Täter vor Gericht gestellt werden. Die Anklage wirft den beiden Männern vor, illegal mindestens 3300 Tonnen Müll – darunter Spritzen aus Krankenhäusern und Altenheimen – in die ehemalige Tongrube Trottheide in Marienthal (Oberhavel) gekippt zu haben, sagte der Leitende Neuruppiner Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher gestern. Der Präsident des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe, Klaus Freytag, betonte: „Diese erste Anklage an einem Landgericht in Verbindung mit den jüngsten Müllskandalen ist ein wichtiges Signal an die illegale Müllszene, dass die Taten konsequent verfolgt werden.“
Immerhin bis zu fünf Jahre Haft drohen den 38 und 48 Jahre alten Beschuldigten, wie Schnittcher betonte. Laut Freytag war der Fall Trottheide im Mai 2006 aufgeflogen und damit der erste in einer ganzen Kette. Im Vorjahr hatte eine „Task Force“ des Bergamtes, das die ständige Kontrolle der Deponie-Gruben zu gewährleisten hat, auf acht von 85 Kiesgruben illegal abgeladenen Abfall entdeckt. Bergamtschef Freytag geht wie berichtet von insgesamt 600 000 bis 700 000 Kubikmetern aus.
Die Kontrolleure stießen bei ihren Kontrollen auf asbestverseuchte Baustoffe, Altpapier, Kleidung oder Plastik. Alle Betriebe seien sofort stillgelegt worden. Mehrere Verfahren laufen bei der Potsdamer Staatsanwaltschaft, die Neuruppiner Staatsanwaltschaft ermittelt zudem gegen einen Mitarbeiter des Landesbergbauamtes wegen des Verdachts der Bestechlichkeit – er soll gegen Geldzahlungen Genehmigungen zum Müllverklappen erteilt haben. Wann der Trottheide-Prozess vor dem Neuruppiner Landgericht beginnt, war nach Auskunft einer Sprecherin noch unklar.
Im Mai 2006 hatte ein Jäger zufällig beobachtet, wie an der Kiesgrube Trottheide geschredderten Kunststoff abgeladen wurde. Der Zeuge schlug Alarm und die Ermittlungsbehörden ließen Bagger anrücken und nach weiterem Müll suchen. Laut Karsten Sprigode, Umweltdezernent bei der Staatsanwaltschaft Potsdam, befindet sich das Areal in einem Landschaftsschutzgebiet und durch den illegalen Abfall war zumindest mittelfristig eine Gefährdung der Umwelt nicht auszuschließen. Die Anlage wurde umgehend dicht gemacht, laut Freytag sind die Sanierungsarbeiten in Kürze abgeschlossen.
Neben dem Fall Trottheide befassen sich die „Müll“-Ermittler derzeit mit weiteren „großen Fischen“: So wurden im vergangenen Sommer in der Markendorfer Kiesgrube (Teltow-Fläming) rund 300 000 Kubikmeter illegaler Abfall zutage gefördert – von Teerpappe über asbestbelastete Baustoffe bis hin zu Gummistiefeln. Auch in einer Kiesgrube in Malterhausen (Teltow-Fläming) wurde man fündig und in der vergangenen Woche stießen Bagger in einer Kiesgrube in Michendorf (Potsdam-Mittelmark) nach derzeitigen Erkenntnissen auf etwa 30 000 Kubikmeter ohne Genehmigung verkippten Müll.
Die Staatsanwaltschaft Neuruppin wirft den Angeklagten im Fall Trottheide unter anderem vorsätzlichen illegalen Umgang mit gefährlichen Stoffen vor. Schließlich hätten die medizinischen Abfälle auf eine Sonderdeponie gehört. Neben der 43- seitigen Anklageschrift übergab die Staatsanwaltschaft zwei Umzugskartons mit Akten an das Landgericht. Schnittcher: „Dieser Fall muss vor einer Große Strafkammer verhandelt werden“.
Imke Hendrich
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