Brandenburg: Erste Hilfe für die Helfer
Vor dem Berliner Lageso entspannt sich die Lage
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Berlin - Hier warteten vor einer Woche noch hunderte Menschen vor der Absperrung auf ihre Registrierung. Eine Woche später, es ist wieder unerträglich heiß am Freitagmittag, warten nur noch rund 50 Flüchtlinge vor dem Flüchtlingsamt Lageso an der Turmstraße in Moabit. Auch auf den Wiesen warten inzwischen weniger Menschen. Genaue Zahlen für diese Woche habe man allerdings noch nicht bekommen, sagt eine Sprecherin aus der Sozialverwaltung am frühen Freitagabend. Dort vermutet man die dezentrale Erstaufnahme der Flüchtlinge in der Unterkunft in Karlshorst als Grund dafür, dass in Moabit nun weniger warten müssen.
An den langen Wartezeiten vor dem Lageso hat sich bisher wenig geändert. Hört man sich bei den Flüchtlingen um, sind Wartezeiten zwischen drei und fünf Tagen weiterhin keine Seltenheit. Viele finden inzwischen aber für die Nacht einen Platz in einer Unterkunft. Trotzdem trifft man hier immer wieder Menschen wie Ismael B. aus Libyen, der hier seit drei Tagen den Aufruf seiner Wartenummer erwartet und die vergangenen Nächte im Park schlief. Die vormals chaotischen Zustände auf dem Gelände scheinen sich zumindest am Freitag stabilisiert zu haben. Doch bei den ehrenamtlichen Helfern ist die Lage weiterhin angespannt.
Nachdem die engagierten Initiativen und Bürger am Donnerstag angedroht hatten, ihren Einsatz wegen Überlastung abzubrechen, freut sich Diana Henniges von der Initiative „Moabit hilft“ nun über die Kooperationsbereitschaft des Lageso. Wie berichtet soll ab kommender Woche ein Wohlfahrtsverband den ehrenamtlichen Helfern unter die Arme greifen. Nach Informationen dieser Zeitung arbeiten zurzeit Wohlfahrtsverbände unter der Leitung der Caritas an einem Konzept für ein sogenanntes Platzmanagement vor dem Lageso. Dazu gehört vor allem die medizinische Versorgung. Details sollen noch vom Koordinierungsstab des Senats geklärt werden. Ob die Caritas kommende Woche die ehrenamtlichen Helfer vor Ort unterstützen wird, wollte die Sozialverwaltung noch nicht bestätigen.
Auch wenn die Verhandlungen zugunsten der Ehrenamtlichen ausgefallen sind, reiche das bei weitem nicht aus, sagt Henniges. „Zähe behördliche Abläufe werden hier auf dem Rücken von Menschen ausgetragen, die auf Hilfe angewiesen sind. Wir wollen hier endlich Fakten sehen“, fordert Henniges. Diese Forderung bezieht sie vor allem auf Sozialsenator Mario Czaja (CDU), der „aus seinem Koma aufwachen“ und mit ihr in den Dialog treten solle. „Wenn er die Worte Katastrophe und Flüchtlinge hier nicht zusammenbringen möchte, bringe ich sie für ihn zusammen“, so Henniges. Denn die Versorgung sei immer noch unzureichend.
Nachdem den Helfern wegen Hygienemängeln verboten wurde, für die Flüchtlinge Essen zuzubereiten, steht nun seit Freitag ein privater Kochwagen vor der Koordinationszentrale der Helfer. Dieser entspricht den hygienischen Anforderungen. In der Nähe steht zudem das Unfallmobil der Johanniter mit vier Sanitätern bereit, die in ernsten Fällen den Rettungswagen rufen. Ab kommenden Montag soll immer ein Arzt mit Assistenz zusätzlich zu den Sanitätern vor Ort sein und auch über das Gelände gehen, erklärt eine Sprecherin der Sozialverwaltung. Wie vor den vergangenen Wochenenden sollten die Flüchtlinge auch am Freitagabend wieder das Gelände verlassen und in eine Unterkunft gebracht werden. In der Sozialverwaltung sei man zuversichtlich, durch eine neue Unterkunft weitere Plätze zu schaffen. Melanie Böff
Melanie Böff
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