Brandenburg: Erste Hilfe per Telefon Opfernotruf wird bestohlene und betrogene Menschen betreuen / Richstein: bundesweit einmalig
Potsdam - Kriminalitätsopfer in Brandenburg sollen künftig noch schneller und einfacher Hilfe finden. Dazu werde der Verein Opferhilfe Land Brandenburg einen Opfernotruf einrichten, der bundesweit einmalig sei, sagte Justizministerin Barbara Richstein (CDU) am Donnerstag in Potsdam.
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Potsdam - Kriminalitätsopfer in Brandenburg sollen künftig noch schneller und einfacher Hilfe finden. Dazu werde der Verein Opferhilfe Land Brandenburg einen Opfernotruf einrichten, der bundesweit einmalig sei, sagte Justizministerin Barbara Richstein (CDU) am Donnerstag in Potsdam. Zudem werde es in größeren Gemeinden „Ersthelfer“ geben, die Opfer schon unmittelbar nach der Tat betreuen könnten. In Brandenburg wurden im vergangenen Jahr 26335 Menschen Opfer von Straftaten, 2,6 Prozent mehr als 2002. Nur knapp zwei Prozent der Opfer haben sich bisher an Hilfseinrichtungen wie den Weißen Ring gewandt. Hier gebe es großen Handlungsbedarf, so Richstein. Der Opfernotruf soll am 1. November freigeschaltet werden. Dort würden die Betroffenen beraten, und es werde ein Kontakt zu der auf ihren Fall spezialisierten Hilfseinrichtung angebahnt, sagte Rosemarie Priet vom Verein Opferhilfe. Um gar nicht erst das Gefühl aufkommen zu lassen, die Anrufer würden von Stelle zu Stelle weitergereicht, werde mit ihrem Einverständnis ihre Telefonnummer an die zuständige Einrichtung gegeben. Diese nehme dann von sich aus Kontakt zu den Betroffenen auf. Vor allem in ländlichen Regionen der Mark seien die Hilfsangebote für Kriminalitätsopfer noch zu dünn gesät, sagte Priet. Oft sei der Weg zur nächsten Opferberatung zu weit, oder die Betroffenen wüssten nichts von solchen Offerten. Zudem sei oft die innere Hemmschwelle zu hoch, zu einer Beratungsstelle zu gehen. Mit dem Opfernotruf werde ein Angebot geschaffen, das landesweit erreichbar sei. Ein Griff zum Telefon genüge. In der Pilotphase sei die Nummer zunächst abends besetzt. Der Weiße Ring wird parallel dazu ein Netzwerk von „Ersthelfern“ aufbauen, die vor Ort in den Gemeinden Opfern schnelle Hilfe anbieten. Sie sollten bei akuten Problemen helfen, Tipps geben und Betroffene zu anderen Organisationen vermitteln, sagte der Landesbeauftragte des Weißen Rings, Jürgen Lüth. In der Pilotphase werde es Anlaufstellen in der Prignitz und der Stadt Cottbus geben. Die ehrenamtlichen Ersthelfer müssen nicht Mitglied des Weißen Rings sein, werden aber von ihm geschult. Ein Ziel des Projektes sei es, die Arbeit auf bisher vernachlässigte Opfergruppen auszudehnen, sagte Richstein. Dazu zählten insbesondere ältere Menschen, auf die sich Kriminelle zunehmend konzentrierten - beispielsweise beim Scheckkartenbetrug und bei Raubüberfällen. Die Älteren seien die am schnellsten wachsende, in Deutschland jedoch am meisten vernachlässigte Opfergruppe. Um sie besser vor Verbrechen zu schützen, sei eine besondere Aufklärung und Betreuung nötig. Wer sich am Projekt beteiligen will, kann sich an das Justizministerium wenden. Gesucht werden ehrenamtliche Ersthelfer ebenso wie regionale Opferhilfeeinrichtungen. Weitere Informationen gibt es unter der Nummer 0331/866330.
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