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Brandenburg: Erstklässlerin stirbt beim Baden im Werbellinsee

Die Siebenjährige war während einer Klassenfahrt im Nichtschwimmerbereich untergegangen. Lehrer und Mitschüler aus Berlin stehen unter Schock

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Berlin - Die Schüler der Peter-Petersen-Grundschule in Berlin-Neukölln wollten am Montag einen unbeschwerten Badetag am Werbellinsee verbringen. Er endete mit einem tragischen Unglück. Gegen 16 Uhr wurde ein sieben Jahre altes Mädchen bewegungslos im Wasser gefunden. „Trotz sofort eingeleiteter Wiederbelebungsmaßnahmen verstarb die Schülerin im Krankenhaus“, teilte die zuständige Polizeidirektion Ost Brandenburg am Dienstag mit. Das Kind war offenbar ertrunken. Eine Obduktion des Leichnams soll nun Gewissheit über die Todesursache der Schülerin bringen.

Die Erstklässlerin war nach Angaben der Senatsschulverwaltung zusammen mit 75 anderen Schülern aus ihrer Schule auf Klassenfahrt gewesen. Die Kinder und ihre Lehrer waren in der Europäischen Jugenderholungs- und Begegnungsstätte (EJB) Werbellinsee untergebracht. „Das Kind wurde im Nichtschwimmerbereich am Strand der Begegnungsstätte bemerkt. Zuvor hatte es dort im Wasser gespielt und war getaucht. Leider haben die Reanimationsmaßnahmen nicht mehr zum Erfolg geführt“, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion.

Der Beamte konnte zunächst nicht sagen, ob die Siebenjährige schon richtig schwimmen konnte oder nur im Wasser geplanscht hatte. Der Schwimmunterricht steht in den Grundschulen erst im dritten Schuljahr auf dem Stundenplan. Aber selbst nach der dritten Klasse können in Neukölln rund 40 Prozent der Kinder nicht schwimmen, in Neukölln-Nord sind es laut Bezirksamt sogar 70 Prozent. Um mehr Kindern das Schwimmen beizubringen, hat der Bezirk ein Projekt gestartet, mit dem schon Zweitklässler ans Wasser gewöhnt werden.

Eine Sprecher der Senatsschulverwaltung zeigte sich fassungslos über das Unglück. „Es waren Aufsichtspersonen im Wasser, es waren Aufsichtspersonen am Strand“, sagte die Sprecherin. Auch ein Bademeister sei vor Ort gewesen, hieß es. Trotzdem konnte das Unglück nicht verhindert werden: „Was genau passiert ist, wissen wir auch noch nicht.“ Die Klassenfahrt wurde unmittelbar nach dem tragischen Unglück abgebrochen, die Kinder kehrten noch am Montagabend zu ihren Eltern zurück. „Seelsorger und Schulpsychologen kümmern sich um die Schüler und die Lehrer, beraten und betreuen sie“, sagte die Sprecherin der Senatsschulverwaltung. Jan-Christopher Rämer (SPD), der Schulstadtrat von Neukölln, war bis zum späten Montagabend in der Schule. Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich nach Angaben der Senatsschulverwaltung auch Kinder einer anderen Berliner Schule am Werbellinsee auf. Auch sie werden seelsorgerisch betreut.

Nach dem Unglück übernahm die Mordkommission die Ermittlungen – wie immer, wenn ein Mensch eines nicht-natürlichen Todes stirbt. Kriminaltechniker und Sachverständige der Dekra inspizierten die Unglücksstelle. „Es gibt keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. Unregelmäßigkeiten an der Badestelle – etwa technische Mängel – konnten nicht festgestellt werden“, sagte der Polizeisprecher.

Es war nicht das erste tödliche Unglück auf dem Gelände, dass Ende 1952 als „Pionierrepublik Wilhelm Pieck“ eröffnet worden war, hauptsächlich von Schulen und Sportvereinen genützt wird und nach Angaben der Betreiber jährlich bis zu 30 000 Besucher beherbergt.

Im August 2015 war ein angehender Erzieher bei einem nächtlichen Versteckspiel mit seinen Kollegen vom Dach eines stillgelegten Gebäudes in den Tod gestürzt. Der 20-Jährige war als einer der Betreuer einer 110-köpfigen Kindergruppe aus Potsdam zum Werbellinsee gefahren. Vor gut zwei Jahren, Ende Juni 2014, starb ein zwölfjähriger Schüler an seinen Halsverletzungen, die er sich bei einem Sturz auf einen Baumstumpf zugezogen hatte.

Die Peter-Petersen-Schule liegt in der Nähe des Körnerparks und arbeitet nach reformpädagogischen Grundsätzen. Erst- bis Drittklässler und Viert- bis Sechstklässler werden gemeinsam unterrichtet. Die Schulleitung wandte sich am Mittwoch mit einem Brief an die Eltern der rund 300 Schüler. „Bei der Klassenfahrt an den Werbellinsee gab es am Montag, dem 6.6.2016 einen schweren Badeunfall. Ein Mädchen der 1. Klasse ist dabei tödlich verunglückt“, heißt es in dem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt. Und weiter heißt es in dem Schreiben: „Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten der Familie, den Angehörigen und Freunden des Mädchens. Wir hoffen, dass es uns gemeinsam gelingt, dieses Ereignis zu verarbeiten und die Kinder in dieser schweren, besonderen Situation mit allen unseren Kräften zu unterstützen und zu begleiten.“Timo Kather, Sylvia Vogt

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