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Brandenburg: Es ging um Gandhi – da griffen die Schüler an

Entsetzen an der Berliner Dag-Hammarskjöld-Schule nach Attacke gegen Lehrerin. Verweis für Anstifter erwartet

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Berlin – Einen solchen Gewaltausbruch hatte an der Dag-Hammarskjöld-Schule im eher bürgerlichen Berlin-Mariendorf niemand für möglich gehalten. „Hier gab es schon mal kleinere gewalttätige Vorfälle, aber bisher nichts in dieser Dimension“, sagte der Konrektor der Realschule, Bernd Bleiweiß, am Samstag. Doch am Freitag war eine Lehrerin von zwei maskierten Jugendlichen im Unterricht mit einer Stahlrute angegriffen worden. Sie raubten ihr eine Tasche, in der sie Zeugnisse vermuteten, während ein dritter Jugendlicher, der sie dazu angestiftet hatte, im Klassenraum seelenruhig zusah. Diesem droht nun ein Schulverweis, außerdem muss er mit einer Anzeige wegen Anstiftung zum gemeinschaftlichen schweren Raub rechnen. Gegen seine Komplizen, die nicht zur Schule gehören, wird ebenfalls wegen schweren Raubes ermittelt.

Der 16-jährige Anstifter Zakaria M., der nicht versetzt wird, wollte mit dem Überfall auf die 58-jährige Lehrerin sein Zeugnis verschwinden lassen. Dazu hatte er offenbar die zwei Handlanger Sascha F. (15) und Hassan M. (14) engagiert. Sie wurden aber von Schülern der Klasse 10b, die ihre Lehrerin verteidigten, in die Flucht geschlagen – und wenig später wie ihr Auftraggeber festgenommen. Inzwischen sind alle drei wieder auf freiem Fuß.

Die attackierte Pädagogin erlitt keine Verletzungen. Mit Zakaria M. will die Schulleitung am Montag ein Gespräch führen, danach werden die Lehrer der Klasse 10b sowie die Schulkonferenz, zu der auch Schüler- und Elternvertreter gehören, über seinen Ausschluss von der Schule beraten. Nach Einschätzung des Hammerskjöld-Konrektors ist ein solcher Verweis zu erwarten. Zakaria M. wird dann einer anderen Realschule zugewiesen. Dieser Sanktion würden sozialpädagogische Hilfen folgen: Der Junge werde künftig betreut, der schulpsychologische Dienst sich an seine Eltern wenden.

Schnelle Sanktionen, aber zugleich Hilfen zur Besserung: diesen Ansatz haben auch die Jugendrichter im Umgang mit jungen Straftätern. Polizei und Staatsanwaltschaft versicherten gestern, man werde die Verfahren gegen das Trio so schnell wie möglich voranbringen, damit der Tat bald die Strafe folgt.

An der Schule sitzt der Schock unterdessen tief. Denn zum Programm der Schule gehört ausdrücklich „Soziales Lernen“. So unterschreibt jeder Schüler einen Schulvertrag, in dem er sich zu „Verantwortungsbewusstsein, Freundlichkeit und Höflichkeit“ verpflichtet. Während des Überfalls sprach die 10b gerade über Gandhi und Gewaltfreiheit.CS

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