Brandenburg: „Es steht keine Wand mehr“
Oranienburgs Stadtsprecher Björn Lüttmann über eine Sprengung mit Folgen
Stand:
Herr Lüttmann, am Donnerstag wurde in Oranienburg eine 500-Kilogramm-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt. Ein benachbartes Einfamilienhaus soll dabei beschädigt worden sein. Was ist passiert?
Es war kein Einfamilienhaus in dem Sinne, sondern ein bewohntes Gartenhaus. Die Großbombe sollte ja eigentlich entschärft werden. Darauf hatte sich der Bewohner zumindest eingestellt. Dann aber wurde vom Kampfmittelbeseitigungsdienst festgestellt, dass das nicht möglich ist. Daraufhin musste der Hausbewohner kurzfristig mit seinen wichtigsten Dokumenten das Haus verlassen und es wurde gesprengt.
Wie groß ist der Schaden?
Sein Haus ist bei der Sprengung zerstört worden. Es steht keine Wand mehr, das Dach ist weg. Totalschaden.
Wo ist der Mann derzeit untergebracht?
Bei seinem Sohn, der ebenfalls in Oranienburg-Lehnitz wohnt.
Wer kommt für den Schaden auf und wie hoch ist er?
Die Schadenshöhe ist einen Tag danach noch nicht ermittelt. Das ist aber leider auch die entscheidende Frage, die bei der ganzen Kampfmittelbeseitigung nicht geklärt ist. Eigentlich bleibt der Hausbesitzer auf seinen Kosten sitzen. In der Praxis war es aber bisher so, dass zumindest bis Jahresbeginn bei höheren Kosten das Land Brandenburg eingesprungen war. Darauf gibt es aber keinen Rechtsanspruch. Im Frühjahr etwa ist bei einer Sprengung in einem Gewerbegebiet in Oranienburg ebenfalls ein Sachschaden entstanden. Da wurden bisher keine Kosten vom Land übernommen. In dem aktuellen Fall wollen wir nicht warten, bis hierzu eine Entscheidung fällt. Die Stadt wird erst einmal vor Ort helfen mit Aufräumarbeiten, und dem Bewohner des Hauses bei seinem Pachtverhältnis mit der Stadt entgegenkommen. Die Pacht wird vorerst komplett ausgesetzt. Außerdem haben wir eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Damit wollen wir Geld- und Sachspenden sammeln. Für diesen Fall, aber möglicherweise auch für kommende Fälle, denn es wird künftig noch mehr solcher Sprengungen geben.
Warum?
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst sagt uns, dass die Bomben immer gefährlicher werden, je länger sie im Boden liegen.Sie verrotten immer mehr. Das heißt, eine Entschärfung am Zünder wird nicht immer möglich sein und eine Sprengung deshalb öfter erforderlich.
Die wievielte Bombenentschärfung in Oranienburg war das?
Die 175. Bombenneutralisierung seit der Wende
War es laut?
Da gab es unterschiedliche Aussagen, je nachdem, wo man in der Stadt gestanden hat. Aber die Detonation war schon gewaltig. Es soll eine bis zu 50 Meter hohe Fontäne gegeben haben.
Das Interview führte Matthias Matern
Björn Lüttmann (37) ist Sprecher der Stadt Oranienburg. Neben Tausenden Bomben mit konventionellen Zündern gingen im Zweiten Weltkrieg 10 500 Großbomben auf die Stadt nieder.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: