Brandenburg: Etwas besser, aber immer noch schlecht
Brandenburg und Berlin im Pisa-Test / PDS: weniger Chancengleichheit / CDU: Abstand wird größer
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Brandenburg und Berlin im Pisa-Test / PDS: weniger Chancengleichheit / CDU: Abstand wird größer Potsdam - Brandenburgs Schüler haben bei der jüngsten Pisa-Bildungsstudie trotz leichter Fortschritte erneut schwach abgeschnitten. Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) machte nach der offiziellen Vorstellung des Bundesländervergleichs gestern keine Hoffnung auf baldige Besserung. Frühestens 2009 könnten die Maßnahmen der Landesregierung erste Früchte tragen. Insgesamt, so Rupprecht, sollte der Pisa-Test nicht überbewertet werden. Wie der Koalitionspartner CDU versprach der Minister, die „Bildungsoffensive“ fortzusetzen. Linkspartei und Grüne zeigten sich skeptisch. Rund 2400 Schüler im Alter von 15 Jahren an 76 Schulen (35 Gesamtschulen, 20 Realschulen, 20 Gymnasien, 1 Förderschule) hatten sich in Brandenburg an der erweiterten Studie Pisa-E 2003 beteiligt. Brandenburg liegt im Fach Mathematik auf Platz 12 der 16 Länder (PNN von gestern). Bei der Lesekompetenz erreichen die 15-jährigen Schüler Platz 13, bei Naturwissenschaften Platz 15 und in der Problemlösungskompetenz den 11. Platz. In allen vier Kompetenzfeldern belegten Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen die ersten Plätze. Brandenburgs Gymnasiasten sind in der Lesekompetenz, den mathematischen Fähigkeiten und beim Problemlösen Schlusslicht. In Naturwissenschaften stehen sie an viertletzter Stelle. „Das Gesamtergebnis kann und darf uns nicht zufrieden stellen, obwohl uns die Tendenzen auf dem richtigen Weg zeigen“, sagte Rupprecht. Brandenburg habe sich in Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen deutlich verbessert. „Das Ergebnis der Gymnasien ist sehr ernüchternd“, räumte Rupprecht ein. „Viele Gymnasien haben das Problem nicht erkannt, das man permanent an sich arbeiten muss.“ Er glaube aber nicht, dass die Auswahl der Gymnasiasten in Brandenburg zu lasch sei. „Schnellschüsse helfen ebenso nicht weiter wie falsche Interpretationen.“ Auch Berlins Gymnasien haben im bundesweiten Pisa-Vergleich enttäuscht und sind lediglich auf hinteren Plätzen gelandet. Die 15-jährigen Gymnasiasten lagen in Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften und Problemlösekompetenz zwischen dem 12. und 15. Platz bei den 16 Bundesländern. Berlins Schulen könnten laut Pisa-Studie trotz ihrer schwierigen Schülerschaft bessere Ergebnisse erzielen. Demnach nutzen 62 Prozent der Hauptstadt-Schulen ihre Spielräume nicht aus, sondern verhalten sich „passiv“. Bundesweit gehören nur 53 Prozent zu dieser Gruppe. In Brandenburg , das bundesweit mit an der Spitze liegt, 30 Prozent. Als „Spielräume“ bezeichnen die Pisa-Forscher alle Möglichkeiten, die Schulen haben, um ihre Arbeit zu verbessern oder zu erleichtern. Dazu zählt die Bereitschaft, die eigene Arbeit zu bewerten, die Kooperationsbereitschaft der Lehrer untereinander, die Einbindung der Elternschaft und auch die „Förderung eines ordentlichen Lernfeldes“. Letzteres meint etwa, ob die Lehrer sich um das Schwänzen von Schülern kümmern. Die Studie unterscheidet aber nicht nur aktive und passive Schulen, sondern auch belastetet und unbelastete. Als Belastung gilt etwa ein schwieriges soziales Umfeld, ein hoher Migrantenanteil oder auch eine schlechte Personalausstattung. Hieraus bildet die Studie vier Schultypen: Zu den „unbelasteten und aktiven“ zählen in Brandenburg 23 Prozent der Schulen (bundesweiter Durchschnitt: 15 Prozent). Als unbelastet und aktiv wurden in Berlin nur sechs Prozent der Schulen eingestuft – bundesweit der schlechteste Wert. Große Unterschiede auch bei der Wertschätzung der Schüler gegenüber Schule und Unterricht. So gaben in Berlin 24 Prozent der Schüler an , dass sie in den zwei Wochen vor der Pisa-Erhebung mindestens ein Mal zu spät kamen. In Brandenburg waren es nur 16,3 Prozent. Das Gesamtergebnis für Brandenburg sei enttäuschend, sagte CDU- Generalsekretär Sven Petke. Die Brandenburger CDU- Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche sagte, trotz der Fortschritte sei der Abstand zu den Pisa-Gewinnern in Deutschland größer geworden. Die Bildungsexpertin der märkischen Linkspartei-Fraktion, Gerrit Große, betonte, in Brandenburg herrsche keineswegs Chancengleichheit an den Schulen. Im Vergleich zu PISA 2000 habe sich der Wert verschlechtert: Zwar hätten Kinder aus Akademikerfamilien noch immer einen vergleichsweise niedrigen Bildungsvorsprung (2,3 mal so hoch) vor „Arbeiterkindern“, habe allerdings Im Jahre 2000 lediglich bei 1,73 gelegen. Die Grünen kritisierten, die Landesregierung habe die Botschaft der Pisa-Studie nicht begriffen. Frühe Förderung sei nicht zum Nulltarif zu haben.pet/dpa/sve
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