Von Tanja Buntrock: Fahrerflucht nach tödlichem Unfall
31-jährige Schauspielerin wurde in Berlin von Raser erfasst. Polizei fahndet nach dunklem VW-Golf
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Berlin - Die junge Frau hatte keine Chance. Als die Schauspielerin Melek Diehl am Mittwochabend gegen 19.10 Uhr die Konstanzer Straße in Berlin-Wilmersdorf überqueren wollte, raste kurz hinter der Zähringerstraße ein dunkler Golf auf sie zu und erfasste die Frau. Die 31-Jährige wurde tödlich verletzt, doch der Unfallfahrer fuhr einfach weiter, um sein Opfer kümmerte er sich nicht. Zeugen berichteten der Polizei, er sei mit hohem Tempo in Richtung Kurfürstendamm/Olivaer Platz unterwegs gewesen.
Melek Diehl hat in Theaterstücken und Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt, zuletzt war sie als Brechts Geliebte in der „Arte“-Reihe „Die 10 größten Dramatiker“ zu sehen. Die Schauspielerin ist die 51. Verkehrstote in Berlin in diesem Jahr. Im vorigen Jahr kamen 56 Menschen im Straßenverkehr der Hauptstadt ums Leben.
Nach dem tödlichen Unfall sucht die Polizei nach einem dunklen Golf mit kaputten Scheinwerfern. Denn am Unfallort fanden die Ermittler Splitter der Frontlichter des Unfallfahrzeugs. Die Auswertung ergab, dass sie sehr wahrscheinlich zu einem Golf IV gehören. Die Zeugen des Unfalls wurden auch am Donnerstag noch vernommen. Weitere Hinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer 030/4664 381 300 entgegen.
Erst im Oktober war ein 77-jähriger Tourist aus Zwickau bei einem Unfall am Potsdamer Platz ums Leben gekommen. Auch damals flüchtete der Unfallfahrer. Der Rentner wollte die Potsdamer Straße in Höhe Varian-Fry-Straße an der Ampel überqueren. Der Fahrer eines silbergrauen BMW Cabrios war bei rotem Ampellicht über die Straße gerast und hatte den Fußgänger dabei erfasst und getötet. Anschließend flüchtete er mit dem rund 100 000 Euro teuren BMW.
Zwar ermittelte die Polizei kurz darauf einen Tatverdächtigen – doch bis heute konnte nicht bewiesen werden, ob er am Steuer saß. Der 25-jährige Araber hatte ausgesagt, den Wagen an einen Verwandten verliehen zu haben. Und er weigert sich, den Namen des Verwandten zu nennen – laut Gesetz muss er Familienangehörige nicht belasten. Nun liegt es an der Polizei, ihm die Unfallfahrt nachzuweisen. In der vergangenen Woche hatten die Ermittler die sogenannte Todesfahrt vom Potsdamer Platz von unabhängigen Gutachtern mit dem Original-Unfallauto nachstellen lassen. Die Ergebnisse der Unfall-Rekonstruktion liegen laut Staatsanwaltschaft noch nicht vor.
Trotz dieser beiden Unfälle mit Fahrerflucht binnen weniger Wochen zeigt die Statistik rückläufige Zahlen bei Unfallflucht. Dies sagte der Verkehrsexperte der Polizei, Markus van Stegen. Auch zunehmende Aggression im Straßenverkehr sei nicht zu erkennen. Allerdings hat die Zahl der Rotlichtverstöße im Jahr 2007 um 15 Prozent zugenommen. Dies sei eine der Hauptunfallursachen. Die Polizei habe deshalb ihre Kontrollen verstärkt. Mehr als die bislang 18 fest installierten „Blitzer-Ampeln“ werde es aber nicht geben – weil das Geld fehlt. Auch das Projekt „Mobile Rotlichtüberwachung“ ist vom Tisch: Die Polizei hatte im Frühjahr ein mobiles Gerät angeschafft. Doch wegen technischer Mängel wolle die Polizei es an den Hersteller zurückgeben und das Geld zurückverlangen. Das Gerät sei nicht zu gebrauchen, sagte van Stegen.
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