Brandenburg: Fahrhilfe
Brandenburgs Polizei bietet jetzt Hör- und Sehtests. Aktionswochen für Auto fahrende Senioren
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Potsdam - Schärfere Regeln für den Führerschein und vorgeschriebene Tauglichkeitstests für Senioren lehnt Brandenburgs Innenministerium bisher ab – obwohl derlei in anderen europäischen Ländern durchaus üblich ist. Nur im Autoland Deutschland ist der Aufschrei bei solchen Überlegungen immer groß. Weil da politisch wenig zu machen ist, versucht es die Polizei in Brandenburg nun über Umwege. Am Montag startet sie auf dem Dekra-Testgelände in Klettwitz am Lausitzring ihre „Seniorenaktionswoche“ im Land. Erstmals wird die Polizei sich dann der Sicherheit von Autofahrern der Generation 65 plus widmen – mit pädagogischem Mehrwert für die sogenannten Lebensälteren.
Bemerkenswert daran ist vor allem, dass ältere Autofahrer dabei ihr Seh-, Hör- und Reaktionsvermögen, aber auch ihr Wissen von Fahrlehrern testen lassen können. Auch Fahrsicherheitstrainings und Ratschläge zum Umgang mit „plötzlichen gesundheitlichen Problemen“ gehören dazu. Peter Urban, Chef des Präventionsbereiches im Polizeipräsidium, sagte, man wolle den „Senioren Sicherheit und Selbstvertrauen für die Teilnahme am Straßenverkehr vermitteln, aber auch den Blick für die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit schärfen“.
Tatsächlich gelten nicht mehr nur junge Autofahrer auf Brandenburgs Straßen als Hochrisikogruppe. Inzwischen verursacht die Generation 65 plus deutlich mehr Unfälle. Dies liegt nach Behördenangaben jedoch nicht einfach nur daran, dass die Gruppe der älteren Autofahrer wächst. Laut Statistik sind sie vielmehr überproportional oft an einem Unfall beteiligt.
Im vergangenen Jahr wurden auf Brandenburgs Straßen knapp 81 000 Verkehrsunfälle registriert. Jan Strotzer, Chef der Verkehrspolizei, sagte: „Senioren sind an etwa 20 Prozent aller Verkehrsunfälle in Brandenburg beteiligt. Bei Unfällen mit Personenschaden liegt dieser Anteil sogar bei einem Viertel, Tendenz steigend. Zwei Drittel dieser Unfälle verursachen die älteren Menschen selbst.“
Nach Angaben der Polizei wird alle 49 Minuten ein Unfall durch ältere Fahrer verursacht. Erstmals hatte Brandenburgs Innenministerium 2014 eingeräumt, dass der demografische Wandel auch ein Problem für die Verkehrssicherheit wird. Schärfere Regeln für den Führerschein und vorgeschriebene Tauglichkeitstests lehnte das Innenministerium bisher ab und begründete dies mit drohender Altersdiskriminierung. Auch der ADAC lehnt obligatorische Fahrtauglichkeitstests für Senioren ab. Freiwillige Tests spielten in der Praxis bislang kaum eine Rolle. axf
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