Brandenburg: Falsche Sechziger
Wem die Rolling Stones zu teuer sind, kann Voodoo Lounge und Starfucker hören
Stand:
Berlin - Quatsch, der Eintrittspreis ist nicht zu hoch! Die Band spielt doch zwei Stunden, gibt mehrere Zugaben. Und alle Hits: von „Start me up“ bis „Satisfaction“. Diese Show ist definitiv ihr Geld wert, sagt Bobby Ballasch. Die ganzen 18 Euro.
Der Auftritt beginnt heute um 23 Uhr. Nicht im Berliner Olympiastadion, sondern im kleinen Club „Rock Style“. Ballaschs Gruppe Voodoo Lounge ist eine reine Rolling-Stones-Coverband – und zwar die beste in Europa. Behauptet sie jedenfalls. Bis zu 60 Mal pro Jahr macht Bobby Ballasch den Jagger. Ansonsten ist er Rechtsanwalt. Gewisse optische Ähnlichkeiten zum Original sind unbestreitbar, nur die 30 Jahre Altersunterschied, die lassen sich nicht wegschminken.
Egal. Denn Gitarrist Martin sieht kein bisschen wie Keith Richards aus. Der Gesang zählt. Und die Bühnenshow. Ballasch versucht, genauso „rotzig und selbstbewusst“ zu sein wie das Original. Und immer in Bewegung zu bleiben: „Das ist Jaggers Stärke. Der beackert auch als 62-Jähriger noch jeden Bühnenmeter.“
Noch besser als Voodoo Lounge ist übrigens die Berliner Gruppe Starfucker. Nämlich: „die beste Rolling Stones Coverband der Welt“. Klappern gehöre zum Handwerk, sagt Sänger Mike Kilian. Genau genommen kennen sich die Bands untereinander gar nicht. Was Starfucker-Frontmann Mike Kilian von vielen anderen Jagger-Doubles unterscheidet: Er konnte sich bei der Bandgründung vor neun Jahren nicht entscheiden, ob er lieber am Mikro oder an der Gitarre stehen wollte. Deshalb hat er auch gleich den Part von Keith Richards übernommen. Was zur Folge hat, dass er „nicht ganz so schön rumzappeln kann“ wie Jagger.
Ganz bescheiden gibt sich die Covergruppe Ed Stone. Sie nennt sich bloß „Berlins Rolling-Stones-Top-Act“. Weil Sänger Frank Schröder nicht ganz so dürr ist wie Jagger (selbst gewählter Spitzname: „der dicke Mick“), achtet er umso mehr auf die Richtigkeit der Töne. Nur nicht bei dem „Uh Uh“ in „Miss You“. „Die Stelle singt Mick mit Falsett-Stimme. So hoch komme ich nicht.“ Sehr gut kann Schröder dagegen seine Arme in die Hüfte stemmen – kein Unterschied zum Original. Früher hat Schröder eigene Songs komponiert. Aber so sei das mit dem Rock’n’Roll: Das Glück zur großen Karriere haben nur wenige.
Eines haben die Coverbands aber noch nie gemacht: Hotelzimmer kaputtschlagen. Nur Starfucker-Frontmann Mike Kilian war einmal ganz kurz davor. Nach einer langen Nacht und viel Alkohol wollte er einen Fernseher aus dem Fenster werfen. „Ich hatte ihn schon in der Hand.“ In letzter Sekunde kam Kilian zur Besinnung – und entschied sich für ein Kopfkissen. Sebastian Leber
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: