Brandenburg: Fanmeile mit Umwegen
Im Berliner Tiergarten finden sich Fußgänger und Radfahrer nicht mehr zurecht
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Berlin - Fußballfans freuen sich über die dreiwöchige WM-Fanmeile in Berlin auf der Straße des 17. Juni – nicht aber die vielen Spaziergänger und Radfahrer, die normalerweise zum Publikum im nun weitgehend abgesperrten Tiergarten gehören. So sind seit Mittwoch immer wieder verwirrte Fußgänger im Grünen zu beobachten, die einen der zehn bewachten Ein- und Ausgänge zwischen den sechs Kilometer langen Bauzäunen suchen. Denn Hinweisschilder gibt es nur draußen in der Umgebung und an der Straße des 17. Juni, im Tiergarten selbst fällt die Orientierung schwer.
Außerdem ist der Park zwischen Potsdamer Platz, Schloss Bellevue, dem Großen Stern und dem Sowjetischen Ehrenmal täglich nur von 12 bis 23 Uhr zugänglich – morgendliche Joggingrunden zum Beispiel müssen ausfallen. Für Radfahrer ist der ganze eingezäunte Bereich tabu. Das habe es „noch nicht einmal zur Fußball-WM 2006 im eigenen Land gegeben“, kritisiert die Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Sarah Stark. Wenigstens die Bellevueallee und der Bremer Weg, der wenige Meter südlich der Straße des 17. Juni parallel zu dieser verläuft, müssten für Radler wieder geöffnet werden. Anders als 2006 gebe es auch keinen Fahrradparkplatz mit „sicheren Abstellmöglichkeiten“.
Mit gemischten Gefühlen sieht der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Berlin die großräumige Einzäunung. Sprecherin Carmen Schultze nennt dies „etwas übertrieben“, hätte sich mehr Durchgänge gewünscht und beklagt die „großen Umwege“ für Fußgänger und Radfahrer. Andererseits liege der Schutz des Tiergartens vor Zerstörungen dem BUND natürlich am Herzen. Wichtiger als strikte Einschränkungen bei der Fanmeile sei es aber, „außerhalb der Großveranstaltungen mehr auf den Tiergarten zu achten, der zu stark genutzt wird“.
Absperrungen mit Zäunen gibt es auch bei der Silvesterfeier am Brandenburger Tor, jedoch in kleinerem Ausmaß. Bei Demos wie dem Christopher Street Day bleibt der Tiergarten offen. Die Fanmeilen-Veranstalter weisen darauf hin, dass sie Vorgaben des Senats und der Ämter folgen. Es gehe sowohl um die Sicherheit der Gäste durch die Kontrollen an den Zugängen als auch um den Schutz des Grüns. Die Maßnahmen seien ein erheblicher Kostenfaktor, sagt Anja Marx von der „Arbeitsgemeinschaft Fanfest Berlin“.
Die Besucherzahlen auf der Fanmeile schwanken derweil erheblich. Das Spiel des deutschen Teams gegen Ghana sollen rund eine Viertelmillion Fans verfolgt haben, schon beim Anpfiff sperrte die Polizei die Eingänge wegen Überfüllung. Einen ähnlichen Ansturm dürfte es am Sonntag beim Spiel gegen England geben. Doch am Donnerstag und Freitag sah man mitunter nur ein paar hundert Fans. Senatssprecher Richard Meng hatte eine mögliche Verlängerung der Fanmeile in Aussicht gestellt, falls Deutschland das Halbfinale erreicht. Die privaten Veranstalter betonen jedoch, dass dies „nie geplant war“ und es dazu noch keine Gespräche gab. Als eines der Probleme gelten Straßenbauarbeiten in der Nähe des Brandenburger Tores.CD
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