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Brandenburg: Feiern wie die Sachsen

Claus-Dieter Steyer

Die Sachsen stellten sich nach der Wiedervereinigung auch beim Feiern in die erste Reihe. Während anderswo im Osten noch über die Landeshauptstadt, den Zuschnitt der Landkreise und das Wappen diskutiert wurde, wurde dort der „Tag der Sachsen“ ausgerufen. An einem langen Wochenende marschierten alle Regionen in einem großen Festumzug auf und präsentierten sich als selbstbewusstes Völkchen.

Und was machte Brandenburg?

Es schaute verdutzt, neidisch und wie so oft zögerlich nach Süden. Erst 1995 rang es sich zum ersten Brandenburg-Tag durch. Bei der zehnten Auflage im fernen Forst feierten die Besucher zwar bis spät in die Nacht zu gestern, aber das hielt dennoch keinen Vergleich mit dem Sachsentag stand. Den Brandenburgern fehlt es offensichtlich nach wie vor an einer gemeinsamen Identität. Der Verzicht auf einen Festumzug und ein spritziges Eröffnungsprogramm machten die Feier zu einer recht halbherzigen Veranstaltung. Da war ja zu den Stadtjubiläen in Neuruppin und Cottbus mehr los. Wohl deshalb hat das Landesfernsehen RBB – anders als der MDR im Süden – auf eine Direktübertragung verzichtet. Den 23 000 Forstern ist dabei kein Vorwurf zu machen. Sie erwiesen sich als gute Gastgeber, und auch die Landesregierung als Veranstalter hat viel möglich gemacht. Der bescheidene Eindruck liegt an den Brandenburgern selbst. Kein Prignitzer, Uckermärker, Havelländer macht sich auf den Weg zur alljährlichen Festmeile. Dafür sind die Brandenburger viel zu verschieden, ihr Zusammenhalt ging nach dem Krieg verloren. Im Norden gehörten weite Gebiete über Jahrhunderte zu Mecklenburg, im Süden fühlen sich die Menschen eher den Sachsen zugehörig. Die Verbannung der alten Brandenburger Stadt Havelberg aus dem Landesterritorium gehört zu den Sünden der Ländereinteilung von 1991.

Kein Bundesland nahm nach Kriegsende mehr Flüchtlinge und Umsiedler aus Schlesien, der Neumark oder aus Ostpreußen auf als Brandenburg. Fast jedes der 500 Schlösser und Herrenhäuser wurde für sie zur Herberge. Selbst die Landesregierung scheint die Idee eines Brandenburg-Tages aufzugeben. Vergeblich wartete das Publikum in Forst auf die Bekanntgabe des Austragungsorts im Jahre 2007. Vielleicht gibt es nie wieder einen. In Sachsen stehen die nächsten drei Gastgeberorte für das Landesfest längst fest.

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