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Von Matthias Oloew: Fete ohne Nofretete

Das Neue Museum öffnet nach 70 Jahren wieder fürs Publikum. Noch sind die Räume leer

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Berlin - Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde es wie alle Häuser auf der Museumsinsel geschlossen. Nach dem Krieg, als schwer beschädigte Ruine, nicht wieder eröffnet. Jetzt ist das Neue Museum wieder da und wird heute mit der symbolischen Übergabe des Schlüssels an den Nutzer, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, übergeben. Auf 233 Millionen Euro waren die Kosten veranschlagt, 20 Jahre wurde geplant und gestritten um die Ausgestaltung. Im Oktober soll die Nofretete wieder in ihrem musealen Stammhaus ankommen, das sie vor mehr als 70 Jahren verlassen musste.

Ab Freitag haben die Besucher die Chance, das wiederhergestellte Gebäude zu besichtigen. Drei Tage lang kann das leere Haus bei freiem Eintritt bestaunt werden (siehe Kasten). Das Neue Museum präsentiert sich als einzigartiger Museumsbau weltweit. Architekt David Chipperfield bewahrte die Spuren, die der Zweite Weltkrieg hinterließ, ungeschönt. Umstritten ist dieser Umgang mit dem Bau, den Friedrich August Stüler 1855 errichtete und feierlich ausgestalten und ausmalen ließ. Die Gesellschaft Historisches Berlin zum Beispiel pochte bis zuletzt auf die vollständige Rekonstruktion des Baus in alter Pracht.

Mit der Fertigstellung des Neuen Museums hat die Generalinstandsetzung der Museumsinsel eine entscheidende Etappe erreicht. Nach der Alten Nationalgalerie (2001 fertiggestellt) und dem Bode-Museum (2006 wieder in Betrieb genommen), ist dies der dritte komplettierte Bau. Der Bund als Geldgeber hat außerdem die 73 Millionen Euro für ein neues, zentrales Eingangsgebäude für die Museumsinsel bereits bewilligt. Dieses, zu Ehren des Nofretete-Stifters James-Simon-Galerie genannte Gebäude, soll ebenfalls nach den Plänen von Chipperfield auf der Brachfläche zwischen Neuem Museum und Pergamonmuseum entstehen.

Die ersten Arbeiten an der Instandsetzung des Pergamon-Museums, haben bereits begonnen. Dieses jüngste, erst 1930 eröffnete Museum, wird durch einen vierten Flügel ergänzt und komplett saniert – für geschätzte 351 Millionen Euro. Als letztes Haus in der Reihe wird das Alte Museum am Lustgarten saniert, voraussichtlich für 128 Millionen Euro. Noch strittig ist, ob der Bund danach noch genügend Geld hat, um, wie im Masterplan Museumsinsel festgehalten, alle Häuser mit einer unterirdischen „archäologischen Promenade“ zu verbinden. Fest steht: 2028 soll die Weltkulturerbestätte Museumsinsel saniert sein; über eine Milliarde Euro sind dann verbaut.

Dem Bundesbauministerium ist der heutige Termin so wichtig, dass Minister Wolfgang Tiefensee (SPD) selbst den Schlüssel übergeben wird. Beim Bode- Museum und der Alten Nationalgalerie machte das Florian Mausbach, Präsident des Bundesbauamtes, das als Dienstleister für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Arbeiten an der Museumsinsel betreut. Unschön: Mit der Ausladung wird Mausbach die letzte Gelegenheit zu so einem symbolischen Akt genommen – im Mai tritt er in den Ruhestand.

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