Gut Gnewikow: First Lady im Jugenddorf
Sie schoss auf eine Torwand und bekam ein Sprachrohr geschenkt. First Lady Daniela Schadt mischte sich unter Jugendliche in einem Sommercamp - und machte sich vor allem für sozial benachteiligte Schüler stark.
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Neuruppin - Ein kurzes Donnern ist über dem Ruppiner See zu hören. Besorgt schauen die Mitarbeiter des Jugenddorfes Gut Gnewikow am Donnerstagmittag in den Himmel, schließlich will sich die Anlage heute Deutschlands First Lady Daniela Schadt im besten Licht präsentieren. Mit ihrem Besuch im Brandenburgischen übernimmt die Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck die Schirmherrschaft der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).
„Dass die jeweilige First Lady als Schirmherrin fungiert, ist gute Tradition seit unserer Gründung vor 18 Jahren“, sagte die Sprecherin des Stiftungsprogramms futOUR, Frauke Langhorst. futOUR ist ein spezielles Ferienangebot. „Dabei können Kinder und Jugendliche drei Wochen lang ihre eigenen Fähigkeiten entdecken.“
Das könne Musisches oder Handwerkliches sein, es könnten aber auch etwaige berufliche Ambitionen entdeckt werden. Daher gehörten zum Programm auch Praktika in umliegenden Betrieben. Am Abend wollten die Kinder ihre Arbeitsergebnisse ihren eigenen Familien präsentieren.
„Einigen Kindern ermöglichen wir mit dem Programm die ersten Ferien überhaupt“, betont Langhorst unter Verweis auf Elternhäuser mit sozialen Problemen. Später gibt es Ehemaligen-Camps und die weitere Begleitung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Exakt zu Beginn der mit Spannung erwarteten Visite hellt der Himmel auf. Dazu passt Schadts Garderobe: Sie trägt ein helles Leinenjackett, dazu eine helle Hose und helle Schuhe. Die First Lady ist in aufgeräumter Stimmung. Wie ihr Lebensgefährte Joachim Gauck versteht sie sich gut aufs Zuhören. Einem jedem der jungen
Feriengäste gibt sie das Gefühl, ganz allein zu ihm zu kommen. Die 40 Kinder und Jugendlichen danken es - nach anfänglicher Aufregung - mit souveräner Lockerheit und flotten Sprüchen. „Sehr sympathisch“ finden sie die „Dame“, sagt die 13-jährige Francis nach dem Besuch.
Zunächst aber geht es in den großen Saal des alten Gutshauses. Francis und der 12-jährige Matthew haben die Führung übernommen. Eine kleine Tanzgruppe zeigt ihr Können, an den Wänden sind Fotos zu sehen, auf denen die Kinder über ihre Berufswünsche nachdenken. An einer anderen Station werden die Ergebnisse der Themenarbeit „Nahrung, Kochen, Essen“ gezeigt.
Die Station „Sport“ markiert eine Torwand. Dieses Gerät ist auch für Fußballer eine gemeine Angelegenheit, Schadt allerdings absolviert die schwer lösbare Aufgabe mit Ausdauer und Witz, auch, als einer der Bälle trotz Warnung am Kopf eines Fotografen landet. Am Ende zeigt sich Schadt von der Arbeit der Stiftung und dem Sommercamp „beeindruckt“. Es helfe vor allem jungen Menschen, die zu ihrer Zukunft noch wenig Orientierung hätten. Die Stiftung verrichte in dem Camp eine „sinnvolle und richtige“ Arbeit, die gerade wegen ihrer Praxisnähe beeindrucke. Die Arbeitsergebnisse hätten sie überzeugt. Sie könne sich daher gut vorstellen, dass das momentan nur auf Naumburg in Sachsen-Anhalt sowie auf Berlin und Brandenburg begrenzte Projekt auch in anderen Bundesländern angeboten werde.
Die anwesenden Sozialarbeiter und „Teamer“ genannten Betreuer verstehen das als Aufmunterung. Schließlich musste ein ähnliches Projekt in Sachsen eingestellt werden, nachdem die dortige Staatsregierung ihre Förderung eingestellt hatte, berichtet Sprecherin Langhorst.
„Es war ein ganz, ganz, ganz schöner Termin“, sagt Schadt abschließend. Ausdrücklich dankt sie ihrer Vorgängerin Bettina Wulff für ihre Arbeit. Und dann setzt doch noch starker Regen ein.
(www.jugenddorfruppinersee.de)
Torsten Hilscher
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