Von Klaus Kurpjuweit und Sidney Gennis: Fliegerbombe am Ostkreuz entschärft
Nach dem Fund eines Sprengsatzes aus dem Weltkrieg wurde das Ostkreuz weiträumig abgesperrt
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Berlin - Um 19 Uhr konnten alle wieder aufatmen: Die Entschärfer der Polizei, die den Zünder der Weltkriegsbombe erfolgreich abgesprengt und den entschärften 250-Kilogramm-Sprengsatz auf einen Lkw mit Fahrtziel Sprengplatz Grunewald verladen hatten. Die evakuierten Anwohner, die zurück in ihre Wohnungen durften. Und die Autofahrer, die endlich wieder vorwärts kamen. Nur die S-Bahn brauchte noch einige Zeit, um ihre Züge wieder in den Fahrplan einzutakten. Stundenlang hatte der Bombenfund den Verkehr rund ums Ostkreuz weitgehend lahmgelegt. Straßen waren gesperrt, der S-Bahn-Verkehr auf dem Ring unterbrochen; auf den Ost-West-Strecken fuhren die Züge ohne Halt durch den Bahnhof, auf dem sonst täglich rund 100 000 Fahrgäste aus-, ein- oder umsteigen. Anwohner sollten in einer Schule Unterkunft finden. Doch der Hausmeister, der nach seinen Angaben nicht informiert worden war, schickte die Menschen wieder weg.
Die Bombe war gegen 11.30 Uhr bei Bauarbeiten in der Nähe des historischen Wasserturms entdeckt worden, unmittelbar südlich des Ostkreuzes. Der Bahnhof wird derzeit komplett umgebaut. Der Fundort lag im Bereich der Ringbahn, weshalb der Verkehr der S-Bahn dort eingestellt wurde. Zwischen Treptower Park und Frankfurter Allee fuhren keine Züge, zwischen Frankfurter Allee und Greifswalder Straße gab es nur Pendelverkehr. Einen Ersatzverkehr mit Bussen bot die Bahn nicht an; die Fahrgäste mussten selbst sehen, wie sie ihr Ziel erreichten. Auf dem gesamten Ring kam es zu erheblichen Verspätungen. Kurzzeitig war auch der Regionalverkehr eingestellt worden. Auch hier setzten sich die Verspätungen nach der Freigabe fort.
Die Polizei hatte den Fundort der Bombe in einem Radius von etwa 500 Metern absperren lassen. Mehrere hundert Anwohner mussten ihre Wohnungen verlassen, auch das Büro einer Taxizentrale war betroffen. Die Leute, die ihre Wohnungen verlassen mussten, sollten in der Emanuel-Lasker-Oberschule an der Modersohnstraße einquartiert werden. Warum der Hausmeister davon nichts mitbekommen und die Leute deshalb wieder weggeschickt hatte, ließ sich nicht klären. Die Polizei riet den Betroffenen, zu Verwandten oder Bekannten zu gehen.
Die Bombe musste an Ort und Stelle entschärft werden; ein vorheriger Transport zum Sprengplatz in Grunewald wurde für zu gefährlich befunden.
Auf den Straßen rings ums Ostkreuz brach der Verkehr wegen der Sperrungen weitgehend zusammen. Es kam zu riesigen Staus, die sich im nachmittäglichen Berufsverkehr noch vergrößerten. Auch zahlreiche Fußgänger suchten mühsam nach passierbaren Wegen durch den Friedrichshainer Kiez.
Bombenfunde haben schon häufig zu Chaos geführt. Zuletzt war im April 2009 der Bereich um die Museumsinsel betroffen. Gefunden worden war der Blindgänger auf der Baustelle für das neue Empfangsgebäude vor dem Neuen Museum. Dabei war auch das Haus von Bundeskanzlerin Angela Merkel geräumt worden.
Viel Geduld brauchten auch Autofahrer, die Berlin in Richtung Südwesten verlassen wollten: Am Vormittag hatte ein mit Sand beladener Sattelschlepper auf der A 115 die Leitplanke durchbrochen und war gegen mehrere Bäume geprallt. Der 60 Jahre alte Fahrer wurde durch die Frontscheibe geschleudert und schwer verletzt. Die Avus war in Richtung Magdeburg hinter der Anschlussstelle Hüttenweg in Richtung Süden zunächst voll gesperrt, später wurde eine Spur freigegeben. Die Bergungsarbeiten dauerten bis zum späten Nachmittag.
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