Brandenburg: Flowerpower auf dem Flugplatz
US-Veranstalter plant Woodstock-Festival in Tempelhof – das Gelände ist auch anderweitig heiß begehrt
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Berlin - Das Gelände des Flughafens Tempelhof entwickelt sich zunehmend zum international gefragten Veranstaltungsort. Nun will der US-amerikanische Musikproduzent Michael Lang, der im 1969 das legendäre Woodstock-Festival organisierte, zum 40. Jahrestag der legendären Hippie-Sause ein Jubiläumskonzert auf dem Berliner Flugfeld veranstalten. Als möglichen Termin nennen amerikanische Quellen den 22. und 23. August.
Die Kölner „Media Consulta Sport & Entertainment GmbH“ (MC) ist für die Vermarktung des Events in Deutschland zuständig. Auf ihrer Internetseite kündigt die MC auch ein Konzert in New York an. Dies soll wohl am eigentlichen Jubiläumstermin, dem 15. und 16. August, stattfinden. Der genaue Veranstaltungsort steht noch nicht fest.
Neben „aktuellen Top-Acts“ will die MC nahezu alle noch lebenden Woodstock-Musiker aktivieren – darunter Santana, Joe Cocker, The Who, Neil Young & Crazy Horse, The Grateful Dead, Joan Baez und Country Joe and the Fish. Unter dem Motto „For a Green World“ sollen ökologische Aspekte betont werden. In ihrer Ankündigung bezeichnet die MC den Flughafen Tempelhof als die „ultimative Konzert-Location“. Es werde mit 200 000 bis 300 000 Zuschauern gerechnet. Abzuwarten bleibt, ob die Konzerte tatsächlich, wie mehrere amerikanische Musik-Blogs schreiben, keinen Eintritt kosten werden. MC-Sprecher Philipp Stoehr wollte gestern keine weiteren Details nennen. „Wir sind in der Planung.“ Der Veranstalter sei momentan im Gespräch mit „internationalen Firmen“, um Sponsorengelder zu akquirieren. Von diesen Gesprächen hänge „alles weitere“ ab. Warum Michael Lang ausgerechnet in Tempelhof eine große Hippie-Jubiäumsfeier veranstalten will, ließ Stoehr offen. Auch bei der Berliner Immobilienmanagement GmbH (Bim), die mit der Vermietung des Flughafens betraut ist, gab es „keine öffentliche Stellungnahme“. „Ich kann das weder dementieren noch bestätigen,“ sagte Sprecherin Katja Potzies und verwies auf die laufenden Vertragsverhandlungen. Natürlich seien aber die „verschiedensten Nutzungsmöglichkeiten“ für das Gelände denkbar. „Wir werden überrannt von Anfragen.“ 30 bis 40 seien es am Tag. Die Bandbreite der Vorschläge reiche von der Kindergruppe, die die Flughafenfüchse beobachten möchte – bis hin zu Konzertveranstaltern.
Am heutigen Donnerstag wird der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor dem Vermögensausschuss zu der Vermietung des Flughafens an die Modemesse „Bread & Butter“ Stellung nehmen. Zehn Jahre lang wird die Messe Hangars, Haupthalle und Vorfeld nutzen, zwei Monate pro Jahr. Dies blockiert ursprünglich für das Kreuzberger Technikmuseum und das Zehlendorfer Alliiertenmuseum vorgesehene Flächen. Man sei aber auf einem „guten Weg“, Ersatz zu finden, sagte Bim-Sprecherin Potzies.
Zwei weitere Veranstaltungen sind spruchreif. Vom 9. bis 11. Juli wird auf dem Tempelhofer Flughafengelände das Feuerwerkfestival „Pyromusikale“ stattfinden. Sicher ist zudem, dass bis inklusive 2013 die zum Marathon gehörende Sport- und Gesundheitsmesse „Berlin Vital“ im Flughafengebäude abgehalten wird – das erste Mal vom 17. bis 19. September. Ebenfalls ist ein Reitturnier im Gespräch, hier laufen die Verhandlungen allerdings noch. Eine Anzahl weiterer Nutzungsvorschläge beschäftigen die Politik. Der Landessportbund etwa hat der Stadtentwicklungssenatorin vorgeschlagen, Sportplätze, Trainingshallen und Parcours für Inlineskater anzulegen, um die Integration von Jugendlichen in den angrenzenden Bezirken zu fördern.
Außerdem will der Senat die Internationale Gartenschau (Iga) 2017 nach Tempelhof holen und bereitet eine entsprechende Bewerbung vor. Auch an einem Konzept für eine Internationale Bauausstellung wird gearbeitet – sie wäre nach 1957 und 1987 die dritte in Berlin.
Bevor dies passiert, würde Irene Simmons gern mit dem Deutsch-Amerikanischen Volksfest (DAV) auf den Flughafen Tempelhof ausweichen. Das Gelände an der Clayallee in Zehlendorf, auf dem das Fest seit 1961 stattfindet, wurde an einen Investoren verkauft, vom 24. Juli bis zum 16. August 2009 wird dort zum letzten Mal gefeiert. Simmons, die das Fest gemeinsam mit ihrem Mann Richard organisiert, erwartet um die 400 000 Besucher. Zunächst aber wird am Luftbrückengedenktag am 12. Mai zum Ende der Berlin-Blockade vor 60 Jahren ein Tag der offenen Tür stattfinden. Dies bestätigte gestern die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung dieser Zeitung. Man sei gerade dabei, ein Konzept auszuarbeiten.
Jan Oberländer
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