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Brandenburg: Flucht in den Tod: Schläger stellen sich
Opfer rannte auf dem Kaiserdamm vor ein Auto Mutmaßliche U-Bahn-Täter stammen aus Neukölln
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Berlin - Noch am Samstagabend haben sich zwei Männer bei der Polizei gestellt, die an der Schlägerei im U-Bahnhof Kaiserdamm beteiligt waren, die zum Tod eines 23-Jährigen führte. Die 20 und 21 Jahre alten türkischstämmigen Männer erschienen um 20 Uhr 30 im Polizeiabschnitt an der Neuköllner Rollbergstraße und gaben an, in den Fall „verwickelt“ zu sein. Sie wurden festgenommen.
Am Samstagmorgen hatten drei Personen kurz vor 5 Uhr von Giuseppe M. und seinem Freund in sehr aggressivem Ton zunächst die Herausgabe von Zigaretten gefordert. Obwohl die drei jungen Männer diese bekamen, schlugen sie auf die beiden Fahrgäste auf dem U-Bahnhof ein. In Panik flüchteten die beiden nach draußen, Giuseppe M. rannte auf die Fahrbahn des Kaiserdamms. Ein Autofahrer hatte keine Chance zu bremsen und erfasste ihn. Der 23-Jährige starb noch an der Unfallstelle, der Autofahrer erlitt einen Schock.
Die Staatsanwaltschaft will deshalb einen Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge erwirken. Die mehrfach wegen Raubtaten und Körperverletzungen polizeibekannten Männer sollten am Sonntagabend dem Haftrichter vorgeführt werden. Eine Entscheidung war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht gefallen. Das Strafmaß ist hoch: „Verursacht der Täter durch die Körperverletzung den Tod der verletzten Person, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren“, heißt es im Gesetz.
Am Sonntagvormittag wurden die Männer von Ermittlern der Mordkommission in der Keithstraße vernommen. Den Namen des dritten Tatverdächtigen verrieten sie dabei nicht. Sie räumten lediglich ein, an der Begegnung mit dem späteren Opfer und dessen 22-jährigen Begleiter sowie „an einer sich anschließenden Konfrontation“ beteiligt gewesen zu sein, teilte die Polizei am Sonntag mit. Weiter gaben sie an, zu den weiteren Ereignissen nicht beigetragen zu haben.
Unterdessen dauert die Auswertung der bei der BVG sichergestellten Videoaufnahmen aus dem U-Bahnhof an. Erste Sichtungen ergaben, dass zwar das Aufeinandertreffen der fünf Personen, nicht jedoch die körperlichen Übergriffe zu erkennen sind. Diese ereigneten sich nach den bisherigen Erkenntnissen in einem nicht von der Videoüberwachung erfassten Bereich, hieß es im Präsidium. Die BVG überwacht bekanntlich nur den Bahnsteig mit Kameras, nicht jedoch Zwischengeschosse und Treppen.
Zunächst war die Polizei, wie berichtet, von einem tragischen Verkehrsunfall ausgegangen. Erst im Laufe des Tages, nachdem der 22-Jährige der Polizei von dem Geschehen im Bahnhof berichtet hatte, übernahm die Mordkommission am Sonntagmittag die Ermittlungen. Raul S. war in eine andere Richtung geflüchtet. Als der das Kreischen der Bremsen und den Aufprall hörte, war er zurückgekehrt. Vergeblich versuchte der junge Mann, seinem Freund zu helfen. Nach Polizeiangaben steht er weiter stark unter dem Eindruck des Geschehens.
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