Brandenburg: Flugkapitän Müller: „Ich bin kein Held“
Erst in der Luft hatte der Kapitän das Steuer vom Kopiloten übernommen. Passagiere noch unter Schock
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Schönefeld - Eines ist klar: Martin Müller will auf jeden Fall wieder ins Cockpit, trotz des Flugzeugunglücks am Sonnabend. Seitdem Müller ein kleiner Junge ist, seit er diese silberne Maschine das erste Mal sah, fasziniert ihn der Rosinenbomber. Um als Pilot der historischen Douglas DC-3 arbeiten zu können, war der 45-Jährige aus Baden-Württemberg vor fünf Jahren extra nach Berlin gezogen. Derzeit wird der Chefpilot des Rosinenbombers und Stellvertretende Fachbereichsleiter Flugbetrieb bei Air Service Berlin auch wegen der unzähligen Anfragen aus dem In- und Ausland von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Dieser Zeitung ließ er aber ausrichten: „Ich habe absolutes Vertrauen in das Flugzeug und ins Fliegen im Allgemeinen. Ich hoffe, so schnell wie möglich wieder am Steuer des Rosinenbombers sitzen zu können.“
Von der 1944 gebauten Maschine sind nach der Bruchlandung in Schönefeld, die nach Triebwerksproblemen stattfand, nur Trümmer übriggeblieben. Diese werden jetzt vom Luftfahrtaufsichtsamt im Hangar von Air Service Berlin untersucht. Beim Aufprall auf dem Baustellengelände des künftigen Großflughafens BBI war die rechte Tragfläche von einem Zaun abgerissen worden, das Leitwerk ist kaputt, ein Teil des Rumpfes aufgerissen, auch das – nicht ausgefahrene – Fahrwerk ist beschädigt. Im Laufe der Woche werde nun geprüft, ob die Maschine wieder aufgebaut werden könne, Ersatzteile seien jedenfalls zu bekommen, hieß es beim Air Service Berlin.
„Wir bekommen aus der ganzen Welt von Flugfans, aber auch von Medien Anfragen“, sagt Unternehmenssprecher Holger Trocha. Alle wollten wissen, ob die einzige Douglas DC-3, die während der Luftbrücke 1948/49 im Einsatz war und seither fliegt, wieder in Betrieb gehen könne.
Nach Recherchen dieser Zeitung hatte für den Rundflug zunächst Flugkapitän und Kopilot Thomas Wolber Schub gegeben. Als das linke Triebwerk versagte und dann auch die Leistung des rechten zurückging, übernahm Müller als „Pilot in Command“ das Steuer. Wolber lag am Montag noch mit Nasenbeinbruch im Krankenhaus und wird mit Wachschutz vor Neugierigen abgeschirmt.
Als nach dem harten Aufprall alle den Rosinenbomber verlassen hatten und die Feuerwehr den Brand des rechten Triebwerks gelöscht hatte, wurden die drei Crewmitglieder und die 25 Passagiere von Notfallseelsorgern des Landkreises Dahme-Spreewald versorgt. Die Stewardess der Unglücksmaschine, die am Montag schon wieder pflichtbewusst zum Dienst erschien, wurde dann aber doch erst mal freundlich nach Hause geschickt. „Ich fühle mich aber nicht als Held. Ich habe meinen Job gemacht“, ließ Pilot Martin Müller dieser Zeitung ausrichten. Annette Kögel
Annette Kögel
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