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Brandenburg: Francotyp Postalia sieht „Fragezeichen“

Christoffers: Förderung nur unter Auflagen. Standortwahl noch nicht endgültig

Von Matthias Matern

Stand:

Potsdam/Birkenwerder - Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) will eine mögliche Förderzusage an den Frankiermaschinenhersteller Francotyp Postalia aus Birkenwerder (Oberhavel) an Auflagen koppeln. „Es wird keine konditionslose Förderung geben“, sagte der Minister am Montag den PNN. Zudem wies er darauf hin, dass der Förderantrag zwar eingegangen sei, eine Entscheidung dazu aber noch ausstehe.

Wie berichtet, will Francotyp Postalia seine Produktion am Hauptsitz in Birkenwerder aus Kostengründen 2012 einstellen und dann in Wittenberge (Prignitz) fertigen. Etwa 120 derzeit Beschäftigten droht damit die Entlassung. Nach PNN-Information haben nur wenige ein Angebot bekommen, nach Wittenberge mit umzuziehen. In einem ersten Schritt soll noch in diesem Jahr dort die Produktion des neuen Frankiersystems „Phoenix“ starten. Durch neue Verträge am neuen Standort und geförderte Gehälter für ältere Mitarbeiter will Francotyp Postalia die Lohnkosten senken. Sinkende Umsätze hatten das Unternehmen vor rund zwei Jahren in Schwierigkeiten gebracht. 2010 schrieb das Unternehmen zwar wieder schwarze Zahlen, räumte jedoch noch im Juli ein, weiter Umsatzprobleme zu haben. Gleichzeitig hatte die Geschäftsführung ein Sanierungskonzept vorgelegt, das auch die Produktionsverlagerung vorsah. Mehrere Standorte, vor allem in Deutschland, hatte Francotyp Postalia daraufhin prüfen lassen, sich aber für Wittenberge entschieden. Verhandlungen mit den Mitarbeitern in Birkenwerder über Maßnahmen zum Verbleib der Produktion erklärte das Unternehmen für gescheitert.

Der bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) gestellte Förderantrag bringt Wirtschaftsminister Christoffers jedoch in eine Zwickmühle. Wird die Unterstützung abgelehnt, könnte sich Francotyp Postalia vielleicht noch gegen Brandenburg entscheiden. Sollte die Zusage erteilt werden, müsste sich Rot-Rot vorwerfen lassen, eine Unternehmenssanierung auf Kosten der Belegschaft zu sponsern. „Das ist auch für mich eine schwierige Situation“, räumte der Minister am Montag gegenüber den PNN ein.

Zumal die Entscheidung für Wittenberge offensichtlich noch nicht endgültig ist. „Es gibt noch zwei, drei Fragezeichen. Fest steht nur, dass wir Phoenix nicht in Birkenwerder bauen“, sagte Francotyp Postalia-Sprecherin Sabina Prüser gestern den PNN. Vorwürfe, es nur auf Förderung abgesehen zu haben, wies sie zurück. „In einer langen Reihe von Kriterien ist die Fördermöglichkeit eines“, so die Unternehmenssprecherin.

Doch auch eine an Bedingungen gebundene Förderung lehnt Stefanie Jahn von der IG Metall ab. In den PNN warnte sie, wie berichtet, vor einem „politischen Skandal“. „Egal welche Auflagen gemacht werden, kann ich das nicht gutheißen“, so Jahn am Montag erneut. „Viele Mitarbeiter in Birkenwerder sind ebenfalls ältere Beschäftigte, die nur schwer einen neuen Arbeitsplatz finden werden“, meinte Jahn. Matthias Matern

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