Durchfall: Frau in Frankfurt (Oder) mit EHEC-Symptomen
Patientin war zuvor in Schleswig-Holstein. Noch keine Laborergebnisse zu Potsdamer Verdachtsfall
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Potsdam/Berlin - Die Zahl der Verdachtsfälle einer Infektion mit dem Darmbakterium EHEC im Land Brandenburg ist gestiegen. Auch am Klinikum Frankfurt (Oder) werde derzeit eine Person stationär behandelt, die möglicherweise an den sogenannten Enterohämorrhagischen Escherichia coli-Bakterien erkrankt sei, teilte das brandenburgische Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. Bereits am Montag hatte das Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum wie berichtet den landesweit ersten Verdachtsfall bestätigt. Die Ergebnisse der Laboruntersuchung lagen jedoch gestern bis Redaktionsschluss nicht vor.
Bei dem Patienten in Frankfurt (Oder) handelt es sich nach PNN-Informationen um eine junge Frau, die sich wie der Potsdamer Verdachtsfall zuvor in Schleswig-Holstein aufgehalten haben soll. Das Bundesland gilt als einer der Schwerpunkte für die Ausbreitung der EHEC-Bakterien. Angaben der dortigen Landesregierung zufolge liegt die Zahl der bestätigten Infektionen bei 59, die der Verdachtsfälle bei 200. In 21 Fällen sei zudem „kompliziertes Nierenversagen“ festgestellt worden. Durch eine Infektion mit dem EHEC-Erreger kann das sogenannte hämolytisch-urämische-Syndrom (HUS) ausgelöst werden. Dabei greifen Gifte der Bakterien die Innenwände der Nieren an und führen zu deren Versagen.
Bei der jungen Frau in Frankfurt (Oder) ist dies offenbar nicht der Fall. „Die Nierenfunktion ist normal. Es gibt keine Anzeichen für das HUS-Syndrom“, sagte Klinik-Professor Michael Kiehl den PNN. Die Patientin sei bereits am Montag eingeliefert worden. „Der Zustand ist stabil.“ Das für die Erkrankung durch die EHEC-Bakterien typische Symptom eines blutigen Durchfalls sei bereits rückläufig. Derzeit würden die Proben im Nationalen Referenzzentrum für Salmonellen und andere Enteritiserreger des Robert-Koch-Instituts in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) untersucht. „In der Regel dauert die Analyse 48 Stunden“, meinte Kiehl. Frühestens Ende der Woche, vermutlich aber zu Beginn der kommenden Woche sei mit dem Ergebnis zu rechnen, sagte der Klinik-Professor.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums erkranken im Land Brandenburg jährlich im Durchschnitt 18 bis 20 Personen an dem Darmkeim EHEC.
In Berlin wurde in diesem Jahr bislang in 15 Fällen der Erreger als Krankheitsursache nachgewiesen. Gestern bestätigte die Berliner Senatsgesundheitsverwaltung den 16. Fall. Noch am Dienstag wurden stadtweit fünf Verdachtsfälle gezählt. Bei einem Patient hat sich die Vermutung nun offenbar bestätigt. „Wir erwarten, dass diese Zahl noch weiter steigt, aber im moderaten Bereich“, sagte die Sprecherin der Gesundheitsverwaltung, Regina Kneiding. Die derzeitige Lage stelle für die 70 Berliner Kliniken „keine Herausforderung“ dar. Was aber wäre, wenn plötzlich auch das HUS-Syndrom gehäuft aufträte und eine große Zahl von Dialysegeräten zur Behandlung benötigt würde, dazu konnte niemand eine Aussage machen.
Die Ansteckung mit dem EHEC-Erreger geschieht in der Regel über Lebensmittel. In Berlin gibt es derzeit drei Verdachtsfälle, für die eine Dialyse nötig werden könnte. „Wir haben genügend Dialysekapazität“, sagte Thomas Schneider, Professor für Infektionskrankheiten am Klinikum Benjamin Franklin im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Wenn sich die Erkrankung aber massenhaft ausbreite, „hätte man ein Problem.“ Aber nur etwa zehn bis 20 Prozent der Erkrankten müssten in eine Klinik.
Ein großer Anstieg der Infektionszahlen wird jedoch nicht erwartet. Angaben des Berliner Krankenhausbetreibers Vivantes zufolge seien dafür die Übertragungswege zu begrenzt: „Die Ansteckung erfolgt vor allem über Lebensmittel, nicht so sehr von Mensch zu Mensch“, erklärte Sprecherin Mischa Moriceau.
In den beiden Verdachtsfällen bei Vivantes gab es am Mittwoch sogar Entwarnung. Es dauere immer einige Tage, bis feststehe, was ein Patient habe: „Für den Test werden Coli-Bakterien angezüchtet, dann wird molekularbiologisch das Toxin bestimmt“, so Moriceau. In den Kliniken im Stadtteil Friedrichshain und im Auguste-Viktoria-Klinikum im Bezirk Tempelhof-Schöneberg hatte es jeweils einen Verdachtsfall gegeben.
Krankenhäuser überprüfen jetzt ihre Caterer. „Unser Essenslieferant musste eine Unbedenklichkeitsbescheinigung bringen“, sagte DRK-Kliniksprecherin Tanja Kotlorz. Bei Vivantes wird derzeit auf vakuumverpackten, vorgeschnittenen Salat verzichtet. Die Quelle der Infektionen ist jedoch weiterhin unklar.
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