Brandenburg: Freigelassener Sextäter unter Beobachtung
Berlin - Manfred L., ein Sexualstraftäter, der fast 25 Jahre in Haft saß, ist seit gestern wieder frei.
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Berlin - Manfred L., ein Sexualstraftäter, der fast 25 Jahre in Haft saß, ist seit gestern wieder frei. Der Antrag der Staatsanwaltschaft auf nachträgliche Sicherheitsverwahrung war abgewiesen worden. Nun ist die Spezialeinheit des Landeskriminalamtes am Zuge, die sechs Ermittler der Abteilung Täterorientierte Prävention/Maßnahmen (ToM). Sie sind für aus der Haft entlassene Sexualstraftäter mit hoher Risikoprognose zuständig.
„Unser Ziel ist es, bereits im Vorfeld auf den Täter einzuwirken, bevor er wieder eine Straftat begeht“, sagt Sabine Pelle, Leiterin der ToM. Denn die Erfahrung zeigt, dass nicht wenige Sexualstraftäter rückfällig werden. „Der Trieb ist oft stärker als der Verstand“, sagt Dezernatsleiter Michael Grasse. Dabei arbeiten die Ermittler mit einer „Ranking“-Liste der Risikokandidaten. Wie viele das in Berlin sind, will Grasse nicht sagen. Doch in den Computern der Ermittler laufen alle Daten und Fakten zusammen: Auch, wann der nächste aus der Haft entlassen wird. Kurze Zeit später laden die Beamten ihn zu einem Gespräch vor – dies hat nun auch Manfred L. als Auflage erhalten. Die Ermittler wollen sich ein Bild von dem Menschen machen. Hat er ein soziales Umfeld? In welchen Kreisen plant er zu verkehren? Zeigt sich der Kandidat unkooperativ, wirkt er in seinen Aussagen diffus?
Der aktuelle Fall um Manfred L. ist der zweite spektakuläre der „ToM“, die im Sommer 2003 gegründet wurde und bundesweit einzigartig ist. Erst im Februar war der Kinderschänder Jens A. ohne Auflagen aus dem Knast entlassen worden. Drei Wochen später war er wieder drin – in dieser Zeit hatte er sich erneut an zwei Jugendliche vergriffen. Dass es nicht noch mehr Opfer gab, ist wohl den Spezialermittlern zu verdanken. Sie hatten Jens A. in Bernau aufgespürt, wo er bei einem Freund – ein ebenfalls verurteilter Sextäter – untergekommen war. „Leider konnten wir die beiden Taten nicht verhindern“, sagt Grasse. Doch wahrscheinlich wären sie ohne die Ermittler nie ans Licht gekommen: Die Opfer waren so verschüchtert, dass sie nach dem Missbrauch keine Anzeige erstattet hatten. tabu
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