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Brandenburg: Frust an der Schwarzen Elster
Mehr als ein Jahr nach dem Hochwasser im Süden Brandenburgs fühlen sich viele Flussanrainer von der Landesregierung alleingelassen. Außer vollmundigen Versprechen sei nichts passiert, so die Kritik
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Herzberg/Potsdam - Tagelang hielt der Fluss die Menschen in Atem. Wie gebannt verfolgte die Bevölkerung entlang der Schwarzen Elster im Herbst 2010 die steigenden Pegelstände. Nachdem an einigen Stellen Deiche überströmt wurden, löste die Kreisverwaltung Elbe-Elster den Katastrophenalarm aus. Die Innenstadt von Elsterwerda wurde vorsichtshalber evakuiert, bei Ortrand die A13 sowie mehrere Landstraßen wegen Überschwemmung gesperrt. Heute, mehr als ein Jahr nach dem Hochwasser im Süden Brandenburgs, sind die Spuren der Flut noch immer nicht verschwunden. Von der Landesregierung sind viele Anwohner der Region enttäuscht. Trotz vollmundiger Versprechungen sei nichts passiert, das versprochene „Pilotprojekt Schwarze Elster“ bislang nur ein zahnloser Papiertiger.
„Das ist hier ein brisantes Thema. Kein Wunder, dass die Leute wütend werden, wenn sie am Deich spazieren gehen und dort noch die alten Sandsäcke herumliegen“, bestätigt Günther Barth, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Elbe-Elster. Die dem Hochwasser vorausgegangenen heftigen Niederschläge hatten damals zahlreiche Ackerflächen unter Wasser gesetzt. Als im Januar 2011 dann erneut Hochwasser gegen die durchgeweichten Deiche an der Schwarzen Elster drückte, halfen auch keine Sandsäcke mehr: Das Wasser bahnte sich seinen Weg auf die Wiesen und Felder. Später wurde bei den Landwirten ein entstandener Schaden in Höhe von drei Millionen Euro ermittelt. Zwar erhielten viele Bauern vom Land finanzielle Hilfe, so Barth, doch nach wie vor seien einige Flächen in Flussnähe nicht befahrbar, weil der Boden zu schlammig sei. An manchen Stellen stehe sogar noch Wasser, behauptet der Kreisbauern-Chef. Und die Gefahr einer neuerlichen Überflutung sei längst nicht gebannt. „An den Deichen ist fast nichts passiert. Wir können nur von Glück reden, dass dieser Herbst so trocken war“, sagt Günther Barth.
Das „Pilotprojekt Schwarze Elster“ hatte Tack bereits im Februar 2011 angekündigt. Nachdem man sich in den zurückliegenden Jahren vor allem um die Deichsanierung an Elbe und Oder gekümmert habe, müsse nun das „Augenmerk verstärkt auf die kleineren Flüsse gelegt werden“, hatte die Ministerin gesagt. Experten sollten nun an der Schwarzen Elster beispielhaft analysieren, wie eine Region besser vor Hochwasser geschützt werden könne. Geprüft werden müsste etwa die Ausweisung von Überflutungsflächen. Es werde auch untersucht, wo Deiche erneuert oder rückverlegt werden könnten.
Frustriert ist man auch in der Kreisstadt Herzberg. „Bisher ist gerade einmal ein Stückchen Deich ausgebessert worden“, ärgert sich Ulrich Hartenstein, Stadtplaner von Herzberg und FDP-Kreistagsabgeordneter. „Wir fühlen uns von Potsdam alleingelassen. Bei Hochwasser vom Deich aus in die Kamera winken hilft uns vor Ort nicht weiter“, kritisiert Hartenstein mit Verweis auf die damaligen, hochrangigen Krisenbesucher aus Potsdam.
Auch Professor Matthias Freude, Präsident des brandenburgischen Landesumweltamtes (LUA), war damals vor Ort. Die Kritik aus der Region findet er ungerecht. „Die Schwarze Elster hat bei uns eine sehr hohe Priorität. Seit August 2010 haben wir dort immerhin bereits rund fünf Millionen Euro in die Deichreparatur und die Vorbereitung weiterer Maßnahmen investiert.“ Insgesamt aber gehe es um eine Strecke von rund 180 Kilometer beidseitig der Schwarzen Elster. Die Annahme, das geplante Pilotprojekt lasse sich innerhalb von ein bis zwei Jahren umsetzen, sei „illusorisch“, kontert Freude. Planfeststellungsverfahren für Deiche etwa dauerten erfahrungsgemäß sehr lange und würden häufig durch Einsprüche gebremst. „Da wird es noch viel Streit geben.“
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