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Brandenburg: „Fühle mich als richtiger Brandenburger“

Der gebürtige Ägypter Alaa Sarhn gehörte zu den 300 Menschen beim Einbürgerungsfest

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Potsdam - Fast 300 Menschen haben gestern das zweite zentrale Einbürgerungsfest Brandenburgs in Potsdam gefeiert. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) begrüßte die Neu-Märker mit den Worten: „Sie bereichern Brandenburg. Sie tragen dazu bei, Brandenburg lebenswerter zu machen.“ Stellvertretend für die im vergangenen Jahr landesweit eingebürgerten 471 Menschen aus 67 Staaten - so viele wie noch nie seit Neuordnung des Einbürgerungsrechts 1999 – waren etwa 60 mit ihren Familien ins Inselhotel Hermannswerder gekommen. „Ich fühle mich als richtiger Brandenburger, na klar“, sagte der gebürtige Ägypter Alaa Sarhn.

Was ihn an Deutschland am meisten fasziniere? „Recht und Ordnung“ und tolerant, ja das seien die Deutschen auch. Toleranz und Weltoffenheit, diese Stichwörter zogen sich durch die Reden während des Festaktes, bevor an Bierbänken am Ufer des Templiner Sees gefeiert wurde. „Toleranz ist ein weicher Standortfaktor, eine wichtige Bedingung für Wachstum und Erfolg“, betonte Platzeck. Erst kulturelle Offenheit ermögliche es, im Wettbewerb der Regionen zu bestehen. Die Integrationsbeauftragte des Landes, Karin Weiss, ergänzte: „Vielfalt ist eine Ressource in unserer Gesellschaft, die größte Wertschätzung verdient.“ Mit dem Fest soll laut Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) gezeigt werden, dass „die Neubürger willkommen sind“. Er freue sich über die deutlich wachsende Zahl der Einbürgerungen im Land (2006 waren es 326) und hoffe, dass sich der Trend fortsetze. Unter den frisch Eingebürgerten stammten die meisten (65) aus Polen, der Ukraine (62) und Russland (48). „Für mich bedeutet die Einbürgerung viele Erleichterungen“, sagte der Herzspezialist Marwan Sadek, der seit rund 25 Jahren in Deutschland lebt. „Ich fühle mich jetzt zu 75 Prozent als Deutscher und zu 25 Prozent weiter als Palästinenser.“ Auch die gebürtige Chinesin Yuzhi Li-Janzen betonte: „Ich lebe hier als Brandenburgerin, im Blut bleibe ich aber natürlich Chinesin.“ Wohl keiner im Saal widersprach daher auch Landtagspräsident Gunter Fritsch, der betonte: „Wir wollen nicht, dass unsere Neubürger ihre Kultur, ihre Geschichte, ihre Wurzeln vergessen.“ Zugleich würdigte er, dass die Eingebürgerten hohe Hürden genommen hätten, um Deutsche zu werden. Die Linksfraktion im Potsdamer Landtag verwies darauf, dass diese noch verschärft werden - so soll es nach den Plänen des Bundesinnenministeriums von September an einen bundeseinheitlichen Einbürgerungstest geben. Die Sprecherin der Linksfraktion für Asyl- und Flüchtlingspolitik, Karin Weber, mahnte zugleich verstärkte Bemühungen um die Integration von Ausländern in den Kommunen an. In Brandenburg sei man noch weit davon entfernt, Migranten in alle Überlegungen und Aktivitäten einzubeziehen. In Brandenburg lebten dem Ausländerzentralregister zufolge Ende 2007 rund 46 000 Ausländer, was einem Anteil von 1,8 Prozent entspricht.

Ravindra Gujjula, indischstämmiger SPD-Abgeordneter, appellierte in einer Mitteilung an alle Neu-Märker, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen und damit auch dem Rechtsextremismus entgegenzutreten. Zum Ende seiner Rede schickte Regierungschef Platzeck jedenfalls die frisch gebackenen Brandenburger mit den Worten zum Feiern: „Auf dass Sie Ihre Entscheidung nie bereuen werden.“

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