Brandenburg: Für die CDU ist Esther Schröder ein rotes Tuch
Die SPD-Abgeordnete wurde in Lauchhammer als Direktkandidatin für den Landtag nominiert
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Die SPD-Abgeordnete wurde in Lauchhammer als Direktkandidatin für den Landtag nominiert Von Michael Mara Potsdam. Für die CDU ist sie eine „notorische Querschlägerin“. Für andere ist sie die kritischste und couragierteste Abgeordnete des Brandenburger Parlaments. Jetzt hat Esther Schröder die erste Hürde für den Wiedereinzug in den Landtag genommen. „Mit dem klaren Ergebnis habe ich nicht gerechnet“, sagt die 35-jährige. Obwohl sie erst kürzlich von der PDS zur SPD übertrat, ist sie von der Parteibasis als Direktkandidatin für den Lauchhammer-Wahlkreis im Süden Brandenburgs nominiert worden. Dort liegt die Pleite-Rennstrecke Lausitz-Ring, in der Kohle-Region ist die Arbeitslosigkeit mit 30 Prozent besonders hoch. Mit 23 zu 16 Stimmen setzte sich die Potsdamerin gegen die einheimische Schulleiterin und SPD-Kommunalpolitikerin Gabi Theiss durch. Ihr nächstes Ziel ist ehrgeiziger: Sie will die CDU-Hochburg trotz des miserablen Bundestrends für die SPD erobern. 1999 ge-wann hier der 29-jährige CDU-Abgeordnete Ingo Senftleben, gegen den sie antreten muss. Schröder über ihren Gegner: Er falle im Landtag nicht auf, habe nur 53 Drucksachen eingebracht, sie dagegen 300. Auch einen frechen Wahlkampf-Slogan hat sie schon: „Der Süden ist nicht gottgegeben schwarz!“ Eine Anspielung auf den Satz von CDU-Landeschef Jörg Schönbohm: „Brandenburg ist nicht gottgegeben sozialdemokratisch.“ Durchaus mit Wohlwollen registriert man in der SPD-Zentrale, wie die umtriebige Abgeordnete die CDU zur Weißglut bringt: Da nennt sie es auffallend, dass Schönbohms Innenministerium die meisten Beraterverträge habe. Da nimmt die Diplom-Volkswirtin mit Vorliebe CDU-Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns aufs Korn – wegen der kostspieligen Auslandsvertretungen des Landes oder der umstrittenen Förderung der in die Schlagzeilen geratenen Firma Hesco. Sie gehört der Familie der CDU-Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche. CDU-Chef Jörg Schönbohm warnte die SPD bereits, „die freidrehende Frau Schröder weiter gewähren zu lassen“. Inzwischen sieht die CDU die aufmüpfige Abgeordnete als „ernsthafte Belastung“ für die Große Koalition an. „Es wird Zeit, dass die SPD diese Frau endlich ruhig stellt“, forderte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Dierk Homeyer gestern. Schröder stört das nicht: Schon während ihrer PDS-Zeit habe Ex-CDU-Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß in einem Brief an Lothar Bisky versucht, „mich zu disziplinieren“. Damals stimmte sie als einzige Landtagsabgeordnete gegen die Landesbeteiligung an der Chipfabrik – und sollte recht behalten: Das Projekt scheiterte. Sie sei in die Politik gegangen, um für Gerechtigkeit zu streiten, so die Mutter von zwei Kindern, die Heiraten altmodisch findet. Freilich ist sie 2002 selbst in die Schusslinie geraten, als sie schon zur Arbeits-Staatssekretärin in Berlin ernannt worden war, den Job dann aber wegen des Streits um ihre Verbeamtung nicht antrat. Anlass für die PDS, die eigenbrödlerische Seiteneinsteigerin aus der Fraktion zu drängen. „Ich habe sicherlich auch Fehler gemacht. Aber ich bin noch jung und lernfähig“, sagt Schröder. Demonstrativ wählte sie die SPD in die Bundesversammlung für die Bundespräsidentenwahl. Für die CDU „fast unerträglich“. In der SPD winkt man ab: „Sie macht ihre Arbeit gut, es ist noch viel von ihr zu erwarten.“
Michael Mara
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