
© Daniel Karmann/dpa
Brandenburg: Ganz schön viele Igel in diesem Jahr
Dafür sind die kleinen Stacheltiere kleiner. Eine Tradition ist allerdings in Vergessenheit geraten
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Potsdam - Die Brandenburger Igelbabys sind in diesem Jahr besonders klein. „Die Würfe sind extrem groß mit extrem kleinen, schwachen Igeln“, sagte die Leiterin der Igelstation Schorfheide (Barnim), Gabriele Dunst. Sieben kleine Geschwister zählten die Würfe im Schnitt. Als normal gelten vier bis fünf Jungtiere.
Nach Ansicht von Manuela Brecht vom Naturschutzbund (Nabu) Brandenburg kann dies daran liegen, dass es den Tieren zur Paarungszeit im Frühjahr besonders gut gegangen ist: „Da es später warm wurde, kamen etwa auch die Schnecken später raus und dann recht zahlreich“, erklärte sie. Wenn es viel Nahrung gebe, seien auch die Würfe größer. Entsprechend kleiner seien die einzelnen Igel.
Igelschützerin Dunst hat bisher innerhalb von zwei Tagen elf junge Igel zur Pflege aufgenommen. Der kleinste von ihnen wog nur 35 Gramm. Viele seien verwurmt oder von Fliegen befallen. Weitere 180 Igelkinder seien ihr in den vergangenen Tagen telefonisch gemeldet worden. Im Schnitt nimmt die Station jedes Jahr rund 120 kranke Igel zur Pflege auf, davon sind etwa ein Drittel hilfsbedürftige Jungtiere.
Wer dieser Tage kleine Igel entdeckte, solle sie jedoch „um Himmels willen nicht einsammeln“, warnte Dunst. Oft sei die Mutter nur gerade unterwegs. Man solle mindestens einige Stunden lang abwarten, ob die Mutter wiederkäme und gegebenenfalls bei Experten um Rat fragen. Man könne den Igeln aber Wasser oder Katzenfutter hinstellen. Auch zerdrückte gekochte Eier nehmen die Stacheltiere laut Nabu gerne an.
Eine andere Tradition ist bei all der Hege der putzigen Tiere offenbar verschütt gegangen: Einst wurden Igel auch gegessen. Nachzulesen ist in dem Roman „Levins Mühle. 34 Sätze über meinen Großvater“ von Johannes Bobrowski, erschienen erstmals 1964. Dort heißt es: „Igel backt man, für den gesagt, der es nicht weiß, eingerollt in Lehm. Wenn die Lehmkugel, die man einfach ins Feuer tut, hart ist und Rissen bekommt, wird sie herausgeholt und aufgeschlagen, da hängt die Haut mit den Stacheln im Lehm fest, und der Igel ist fein geschmort im eigenen Saft. Aber vorher ausnehmen. Wenn man will, mit Kartoffeln füllen.“ dpa, spy
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