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Brandenburg: Garnisonkirche in Potsdam: Die PDS läutet die Protestglocken

Die PDS will den Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche, eines der einstigen Wahrzeichen der früheren Preußenresidenz, verhindern. Der Potsdamer PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg forderte gegenüber dem Tagesspiegel wegen der "politischen Brisanz" einen Bürgerentscheid über den Wiederaufbau: "Die Garnisonkirche war eine Soldaten- und Militärkirche.

Die PDS will den Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche, eines der einstigen Wahrzeichen der früheren Preußenresidenz, verhindern. Der Potsdamer PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg forderte gegenüber dem Tagesspiegel wegen der "politischen Brisanz" einen Bürgerentscheid über den Wiederaufbau: "Die Garnisonkirche war eine Soldaten- und Militärkirche. Hitler ist dort nach der Machtergreifung inthronisiert worden. Es besteht die große Gefahr, dass der Turm nach seinem Wiederaufbau zum Wallfahrtsort für Rechte wird." Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) widersprach dem: "Der Turm gehört genau so zur Mitte wie das Stadtschloss." Der Wiederaufbau habe nichts mit deutschem Nationalismus zu tun, der Turm solle Stätte antifaschistischen Gedenkens werden.

Stadtkonservator Andreas Kalesse plädierte dafür, eine hochkarätige Expertenkommission zu berufen, "die Aufbaukriterien für Schloss und Garnisonkirche erarbeiten soll". Nach Ansicht des Vorsitzenden der "Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e. V." Max Klaar könnte der Grundstein für den Turm bereits am 14. April 2001, dem Jahrestag der Zerstörung Potsdams gelegt werden, nachdem der Hamburger Versandhaus-Gründer Werner Otto eine Drei-Millionen-Mark Spende zur Verfügung gestellt hat. Damit hat der von dem Reserveoffizier gegründete Kirchbauverein jetzt 7,6 der benötigten 10 Millionen Mark zusammen. Klaar sagte, er habe keine Sorge, dass die Restsumme bis zum April zusammenkomme, wenn Ministerpräsident Manfed Stolpe und Oberbürgermeister Matthias Platzeck einen Spenden-Aufruf "an die Freunde Potsdams in aller Welt" verfassen würden. Baudezernent Michael Stojahn sagte dieser Zeitung, wann der Grundstein gelegt werden könne, hänge von den Rahmenbedingungen ab: "Wir prüfen die planungsrechtlichen Voraussetzungen als Grundlage der Baugenehmigung." Außerdem warte man auf den Zeit- und Maßnahmeplan des Vereins, damit das Stadtparlament damit befasst werden könne. Der soll Klaar zufolge nächste Woche fertig sein. Anders als beim Schloss gibt es bisher keinen endgültigen Beschluss des Stadtparlaments zum Wiederaufbau des barocken Kirchturms, der im Krieg schwer beschädigt und auf SED-Beschluss im Sommer 1968 gesprengt wurde.

SPD und CDU, die über die Mehrheit im Parlament verfügen, befürworten jedoch grundsätzlich den Turmaufbau aus Spendenmitteln. Einen Bürgerentscheid lehnen sie ab: "Die PDS will immer dann einen Bürgerentscheid, wenn ihr eine Niederlage im Parlament droht", so Potsdams SPD-Unterbezirkschef Rainer Speer. Sie müsse lernen, politische Mehrheiten zu akzeptieren. CDU Kreischef Wieland Niekisch sagte, die Garnisonkirche sei durch einen willkürlichen diktatorischen Akt der SED vernichtet worden. "Wenn durch Privatinitiative Wiedergutmachung erfolgt, bedarf es keines von der PDS populistisch angeheizten Bürgerentscheides." Klaar wollte sich zum Bürgerentscheid nicht äußern, nannte die Argumente der PDS jedoch "böswillig". Man wolle der Männer des 20. Juli gedenken, über den Gottesdienstraum im Erdgeschoss solle die evangelische Kirche die Amtsträgerschaft übernehmen.

Michael Mara

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