Brandenburg: Gäste nach Probeflügen: „Ist das jetzt immer so?“ Touristikbranche bangt wegen des Bombodroms um Existenz
Potsdam (PNN/gb). Im Falle einer Inbetriebnahme des „Bombodroms“ bangen Dreiviertel der touristischen Unternehmen im Umfeld der Kyritz-Ruppiner Heide um ihre Existenz.
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Potsdam (PNN/gb). Im Falle einer Inbetriebnahme des „Bombodroms“ bangen Dreiviertel der touristischen Unternehmen im Umfeld der Kyritz-Ruppiner Heide um ihre Existenz. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam hat 104 Unternehmer aus der Touristikbranche der betroffenen Region zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Luftboden-Schießplatzes in Nord-West- Brandenburg befragt und die Ergebnisse gestern in Potsdam vorgestellt. Demnach befürchten 76 Prozent der Befragten im Falle eines Beginns der Tiefflug- und Bombenabwurf-Übungen mit Düsenjets eine wesentliche Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Nur elf Prozent sehen mit einer Bundeswehr-Garnison in Wittstock/Dosse eine wirtschaftliche Verbesserung ihrer Situation einhergehen. Im Falle einer weiteren militärischen Nutzung des ehemaligen russischen Bombenabwurfplatzes zeichnen die örtlichen Unternehmer ein „relativ dunkles Bild“ für die eigene Zukunft, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Egenter. Die Ergebnisse der Studie muss bei der Entscheidung über das Bombodrom einfließen, fordert Egenter. Es handele sich aber um „keine politische Umfrage“, die IHK ware Neutralität und habe lediglich die Probleme ihrer Unternehmen im Blick. Die Politik müsse aber wissen, „wie zart die Pflanze Tourismus in unserem Land ist“. Hansjochen Scheffter, Leiter des IHK-RegionalCenters in Neuruppin, ergänzt, die Existenzangst im Tourismussektor begründe sich auch durch die geringe Eigenkapitalquote, mit der die Unternehmen gegründet wurden. Scheffter zitiert aus einem Brief des Betreibers eines Ausflugslokals in Neu Globsow am Stechlinsee, der in der An- und Abflugschneise des Bombodroms liegt. Tiefflüge seien dem Brief zufolge „eine Katastrophe“, befürchtet wird ein Absturz in die Sozialhilfe. Urlauber, die Probeflüge der Bundeswehr mitbekamen, hätten bezüglich einer späteren Wiederkehr nachgefragt: „Ist das jetzt immer so?“ Laut Scheffter sind durch das Bombodrom mehr als 400 Arbeitsplätze in Nord-West-Brandenburg unmittelbar betroffen. In Mecklenburg-Vorpommern, in der Südregion der Müritz, seien es noch wesentlich mehr. Weitere Arbeitsplätze in anderen Bereichen seien durch Investitions-Rückstellungen bei Touristikunternehmen infolge der unsicheren Zukunft zu erwarten. Wittstock könne durch eine Garnison – für die es bislang nur mündliche Zusagen gebe – dagegen lediglich mit 15 bis 20 zusätzlichen Arbeitsplätzen rechnen. Wobei, so IHK-Chef Egenter, „für Fensterbauer könnte das Bombodrom sehr interessant sein“.
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