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Unfair? Brandenburgs Gastronomen investieren einer Studie zufolge zu wenig. Schuld ist laut Hotel- und Gaststättenverband auch die unterschiedliche Mehrwertsteuer beim Konsum am Imbiss und im Restaurant. Darunter litten die Umsätze, so der Verband.

© dpa

Brandenburg: Gastronomen fahren auf Verschleiß

Studie: Jährlich fehlen Investitionen von mehr als 50 Millionen Euro

Von Matthias Matern

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Potsdam - Während Brandenburg als Reiseland immer beliebter wird, fahren Hoteliers und Gastronomen im Land zunehmend auf Verschleiß: Um das Angebot in seinem derzeitigen Zustand erhalten zu können, fehlen jährlich Investitionen in Höhe von mehr als 50 Millionen Euro, heißt es in einer aktuellen Studie der BBE Handelsberatung GmbH aus Leipzig zu den Perspektiven des Hotel- und Gaststättengewerbes im Land Brandenburg, die am Dienstag in Potsdam vorgestellt wurde. Einer Umfrage unter den landesweit knapp 5500 Betrieben zufolge beabsichtigten die Hoteliers und Gastronomen in den kommenden fünf Jahren lediglich Investitionen in der Höhe von insgesamt 216 Millionen Euro. Der Ersatzbeschaffungs- und Modernisierungsbedarf belaufe sich aber auf rund 480 Millionen Euro, warnen die Leipziger Analysten.

Für ihre Studie hat die BBE Handelsberatung GmbH insgesamt 300 Fragebögen ausgewertet. In Auftrag gegeben wurde sie von drei Industrie- und Handelskammern (IHK) in Brandenburg, dem Landeswirtschaftsministerium, der Tourismus Marketing Brandenburg (TMB) und dem Hotel- und Gaststättenverband Brandenburg (Dehoga). Zuletzt wurde eine ähnliche Untersuchung des brandenburgischen Gastgewerbes vor sieben Jahren in Auftrag gegeben.

Insgesamt allerdings attestierte die Leipziger Unternehmensberatung der Branche seit 2007 eine positive Entwicklung. So seien etwa im Durchschnitt aller Betriebsarten in den vergangenen sieben Jahren die Umsätze um 8,4 Prozent gestiegen, bei den Hotels sogar um 22,3 Prozent, heißt es in der Studie. Die Zahl der Übernachtungen habe um 13 Prozent zugelegt, die Auslastung bei durchschnittlich knapp 36 Prozent gelegen. Als Hemmnis bezeichnete BBE-Autorin Silvia Horn die im Bundesschnitt vergleichsweise geringe Kaufkraft, die vor allem die lokale Nachfrage nach gastronomischen Angeboten drücke, und die geringe Bereitschaft in der Branche zu Qualifizierungsmaßnahmen. Gerade einmal 20 Prozent der Mitarbeiter in der Gastronomie hätten der Umfrage zufolge zuletzt ein entsprechendes Angebot wahrgenommen, so Horn.

„Die Perspektiven gastgewerblicher Betriebe sind grundsätzlich positiv. Die Unternehmen müssen jedoch auf die wachsenden Anforderungen mit innovativen Unternehmenskonzepten reagieren, um sich im Wettbewerb zu behaupten“, kommentierte ManfredWäsche, kommissarischer Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam, das Ergebnis der Studie.

Zwar ist auch Dehoga-Hauptgeschäftsführer Olaf Lücke generell mit der Entwicklung der Branche zufrieden, das Auseinanderdriften von Investitionsplänen und Investitionsbedarf bereitet ihm aber Sorgen. „Das zeigt, dass wir noch nicht da sind, wo wir hinwollen. Es zeigt aber auch, dass wir mit unserer politischen Forderung richtig liegen“, sagte Lücke am Dienstag. Während beim Konsum in einer Gaststätte eine Mehrwertsteuer von 19 Prozent fällig werde, seien es an einem Imbiss nur sieben Prozent. Dadurch werde der Umsatz und damit die Investitionsfähigkeit gedrückt. „Das muss geändert werden.“ Erschwerend komme für manche Gastronomen die vergleichsweise geringe Kaufkraft in einigen Regionen des Landes hinzu. „Nur wer genug Geld hat, geht am Wochenende auch mit der Familie ins Restaurant“, sagte der Dehoga-Chef. TMB-Chef Dieter Hütte verwies vor diesem Hintergrund auch auf die Bedeutung der Infrastruktur. „Dort, wo der Tourismus auch angekommen ist, stehen die Betriebe gut im Wind.“ Matthias Matern

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