Brandenburg: Gefahr aus Gorleben für Brandenburg Tack schließt Endlager in der Mark nicht aus
GRÜNE LIGA]Potsdam/Gorleben - Von den Folgen eines atomaren Unfalls im möglichen Endlager Gorleben könnte auch Brandenburg betroffen sein. Das erklärte der Geologe Ulrich Schneider am Montagabend vor der Linke-Fraktion des Brandenburger Landtags.
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GRÜNE LIGA]Potsdam/Gorleben - Von den Folgen eines atomaren Unfalls im möglichen Endlager Gorleben könnte auch Brandenburg betroffen sein. Das erklärte der Geologe Ulrich Schneider am Montagabend vor der Linke-Fraktion des Brandenburger Landtags. Der Grund: Die Arme des Salzstocks Gorleben reichen von Niedersachsen unter der Elbe bis in die brandenburgische Prignitz hinein. Umweltministerin Anita Tack (Linke) erklärte bei der Fraktionsrunde zur Energiepolitik, dass Brandenburg bei der deutschlandweiten Suche nach einem Endlager keinesfalls außen vor sei. Das Land verfüge über alle bisher in den Fokus genommenen Gesteinsformationen. Die Landkreise Prignitz und Ostprignitz-Ruppin im Nordwesten und Elbe-Elster im Landessüden müssten damit rechnen, in das Suchverfahren einbezogen zu werden.
So liegt der bei einer Endlagersuche viel diskutierte Salzstock Gorleben zur Hälfte auf Brandenburger Gebiet. Allerdings warnte der seit den frühen 1980er Jahren mit Gorleben befasste Geologe Schneider vor einer radioaktiver Verseuchung des Grundwassers. Sollten in Gorleben hochradioaktiven Abfälle eingelagert werden und eines Tages durch das Salzgestein sickern – wie es im niedersächsischen Endlager Asse der Fall ist – würde ein Großteil der Radionuklide über unterirdische Grundwasserströme in die Prignitz gelangen. Man brauche nahe des Salzstocks nur ein wenig zu bohren, um auf Brandenburger Seite auf salziges Wasser zu stoßen, erklärte Schneider. Das Grundwasser eigne sich nur noch zum Kartoffelnkochen. „Das Salz kann man sich sparen.“
Bei der Suche nach einem Endlager macht Umweltministerin Tack deshalb Druck auf ihre Ministerkollegen in den Ländern und im Bund. Seit dem Beschluss zum Atomausstieg seien vier Monate vergangen, sagte sie. Bei der Suche nach einem Endlager oder den Verhandlungen über ein Endlagergesetz sei man aber keinen Schritt voran gekommen. „Es gibt keine Grundlage oder Eckpunkte für ein Endlagergesetz noch sonst irgendwelche Verabredungen.“ Tack forderte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) auf, ein Konzept und einen Zeitplan für das Suchverfahren vorzustellen.
Röttgen will an diesem Freitag mit mehreren Länder-Ministerpräsidenten ausloten, wie die Endlagersuche vorangetrieben werden kann. „Es gibt einen großen Druck, dass die Arbeiten für ein Endlagergesetz begonnen werden.“ Von den Kollegen auf Länderebene forderte sie ein faires, ergebnisoffenes, transparentes und bundesweites Verfahren. Die Länder sollten ihre Egoismen zurückstellen, so Tack. Debatten nach dem Motto „Bei dir kann's sein, aber bei mir nicht“ dürfe es nicht geben. So scheiterten die Verhandlungen derzeit schon an der Frage, welche Arten von Gestein bei der Endlagersuche überhaupt untersucht werden sollen.
Geologe Schneider rät von Gorleben ab. Der Salzstock werde von einer eiszeitlichen Rinne gequert. Dort fehle eine schützende Deckschicht zum Grundwasser. „Das hätte schon damals das Aus bedeutet“, sagte Schneider. Trotzdem wurde in den 1980er Jahren weiter am Endlager geforscht. Möglich wurde das durch eine Veränderung der Sicherheitsphilosophie: Die Bedeutung der Deckschicht als Barriere gegen die Ausbreitung von Radionukliden wurde zurückgenommen und im Gegenzug der Salzstock alleine als entscheidende Barriere angesehen. Daran hat Schneider bis heute Zweifel. Außer dem Grundwasserproblem würden auch die im Salzstock gefundenen Gasvorkommen gegen ein Endlager sprechen.
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