Brandenburg: Geldfälscher von Caputh: Hintermänner in Osteuropa?
Noch ist unklar, woher die drei Tatverdächtigen ihr Fachwissen und die Materialien hatten / Ermittlungen auch in Potsdamer Szene
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Noch ist unklar, woher die drei Tatverdächtigen ihr Fachwissen und die Materialien hatten / Ermittlungen auch in Potsdamer Szene Potsdam/Caputh - Haben die Caputher Geldfälscher Hintermänner? Und wenn ja, wer sind diese? Diesen Fragen gehen seit gestern die Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) Brandenburg und die Staatsantwaltschaft Potsdam nach. Die Ermittler vermuten, dass die drei bisher namentlich bekannten Tatverdächtigen nicht allein gehandelt haben. „Wir stehen ganz am Anfang der Ermittlungen. Wir ermitteln in alle Richtungen“, hieß es gestern aus Ermittlungskreisen. Nach PNN-Informationen wird aber intensiv geprüft, ob die drei Tatverdächtigen Hintermänner in Osteuropa haben. Denn bislang kamen in Westeuropa gefundene Euro-Blüten meist aus Osteuropa und Südamerika. In Deutschland war meist auf Farbkopierern gefälscht worden. Nach Osteuropa führt auch die Spur eines der inhaftierten Tatverdächtigen. In den bisherigen Vernehmungen haben der Deutsch-Iraner Hassan You. – der Geschäftsmann aus Berlin sitzt derzeit in Untersuchungshaft – und Jens Hei., der in Caputh einen Pflanzenverleih betreibt und wegen Umweltdelikten bei der Polizei bekannt ist, angegeben, der Weißrusse Ulandizslaus Lip. sei die treibende Kraft und der Kopf hinter der Fälschungs-Aktion gewesen. Nach PNN-Informationen schweigt der weißrussische Maschinenbauingenieur, der illegal in Deutschland lebte, in den Vernehmungen bislang eisern zu den Vorwürfen. Ein Ermittler: „Es kann durchaus sein, dass es in dieser Richtung Hintermänner gibt.“ So ist offen, warum der Weißrusse überhaupt nach Deutschland gekommen ist. Völlig unklar ist bislang auch, wie die Fälscherbande unbemerkt an Spezialchemikalien und -papier, eine fast 300 Kilogramm schwere Offset-Druckmaschine und an gefälschte Sicherheitsmerkmale wie Hologramme und Metallstreifen gelangen konnte. Ein Ermittler: „Da kommt man nicht so einfach ran.“ Überprüft wird auch, ob die Druckplatte für die Rückseite der 50-Euro-Blüten sie überhaupt schon fertig war und wo sie ist. Bei den Durchsuchungen wurde die Platte nicht gefunden. Die Blüten – nach Angaben der Mainzer Falschgeldexperten der Bundesbank von „erstaunlicher und höchster Qualität“ – waren erst von der Vorderseite bedruckt. Nach Einschätzung der Ermittler sei ein hoher logistischer Aufwand nötig gewesen, um an die Materialien zu gelangen. Noch mehr Aufwand hätte betrieben werden müssen, um die Blüten in den legalen Geldverkehr zu schleusen. Ein Experte gegenüber den PNN: „Um größere Mengen Falschgeld in den Kreislauf zu bringen, braucht man ausgefeilte Strukturen, viele Helfer. Es gibt Banden, die sich darauf spezialisiert haben.“ Diese würden entweder im Auftrag der Fälscher tätig oder die Blüten aufkaufen. „Die Banden bringen die Blüten dann großflächig – meist in mehreren Ländern über einen längeren Zeitraum in kleinen Tranchen in Umlauf.“ Zwar habe der inhaftierte Weißrusse als Maschinenbauingenieur technisches Knowhow, aber woher die Caputher Blüten-Trio das genaue Wissen für die hochprofessionelle Fälschungsaktion hatte, ist noch unklar. Neben der noch vagen Osteuropaspur wird auch im Potsdamer Milieu ermittelt. Der Grund: Jens Hei. der in Potsdam aufwuchs und dort gelegentlich noch lebte, werden beste Kontakte in die Halbwelt nachgesagt. Hei. selbst war gestern nicht zu sprechen. Über sein Mobiltelefon war er nicht zu erreichen. Die Polizei hat es beschlagnahmt. In der Potsdamer Szene wird Hei. nicht zugetraut, selbst einer der Drahtzieher der Fälscherbande zu sein. „Der macht so was nicht alleine, der führt eher nur das aus, was ihm andere sagen“, so ein Bekannter von Hei. Hei. verdiente im Sommer offiziell sein Geld mit dem Verleih von in Caputh gelagerten Pflanzen. Im Winter jobbte er als Abrissunternehmer. Die drei Blütendrucker waren der Polizei durch einen Zufall ins Netz gegangen. Ein Nachbar hatte den Tipp gegeben, dass im Verwaltungsgebäude der einstigen Gärtnerei am Schmerberger Weg in Caputh illegal Cannabis angepflanzt werde. Als die Beamten daraufhin am Donnerstag und Freitag voriger Woche das Gelände stürmten, stießen sie im Raum neben der Cannabiszucht mit 276 Jungpflanzen völlig unerwartet auf die Blütendruckerei.
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