Brandenburg: Gemeinde kämpft um Kanal Marienwerder hofft auf Mittel für Sanierung
Potsdam - Für den Wassertourismus ist er eine wichtige Verbindung zwischen Finowkanal und Werbellinsee. Deshalb war der im vorigen Jahrhundert zugeschüttete Werbellinkanal wieder schiffbar gemacht worden.
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Potsdam - Für den Wassertourismus ist er eine wichtige Verbindung zwischen Finowkanal und Werbellinsee. Deshalb war der im vorigen Jahrhundert zugeschüttete Werbellinkanal wieder schiffbar gemacht worden. Im Sommer 2011 feierte die 1800 Einwohner zählende Barnim-Gemeinde Marienwerder die Wiedereröffnung des künstlichen Gewässers südlich der Schorfheide. Binnen drei Jahren war ein drei Kilometer langes Teilstück wieder schiffbar gemacht worden.
Doch fast vier Jahre später, im Frühjahr 2015, sperrten die Behörden das Gewässer wieder. Der Grund: Baumängel. Nun muss der Schaden bis März 2019 behoben sein, sonst droht der Gemeinde die Rückzahlung von knapp 5,3 Millionen Euro EU-Fördermitteln. Für die Sanierung musste die Gemeinde einen 1,75- Millionen-Kredit aufnehmen. Auch der Landkreis signalisierte einen Zuschuss von 350 000 Euro. Für die im September 2016 gegründete Bürgerinitiative Werbellinkanal ist klar: „Auch das Land hat eine Mitverantwortung, darf uns jetzt nicht im Stich lassen“, wie es Vorsitzender Dietmar Reins formulierte.
Der 1765 eröffnete Werbellinkanal sollte die Wasserversorgung des Finowkanals verbessern. In den 1920er-Jahren wurde ein drei Kilometer langer Abschnitt zugeschüttet. 2008 begannen die Bauarbeiten, um den Kanal wieder schiffbar zu machen. Bei Baubeginn zeigte das Planungsbüro laut Reins bei den Landesbehörden eine nur „unwesentliche Veränderung“ zum Planfeststellungsbescheid an: Es wurden andere Dichtungsmatten eingesetzt. Nach Einschätzung der Initiative muss das nicht automatisch zu einer intensiven Prüfung des Vorgangs führen.
„Ein kritischer Blick der Behörden darauf hätte aber vermutlich einen Baustopp bewirkt“, sagt Reins. Experten stellten dann fest, dass der Kanal wegen falsch verwendeter Materialien undicht war. Laut einem Gutachten von 2015 waren die undichten Stellen an Böschungen und Sohle des Kanals so hoch, dass Gefahr für die Dämme besteht. Die Gemeinde will nun vor Gericht einen Schadenersatz von 2,3 Millionen Euro erstreiten. Die ausführende Firma besteht aber darauf, dass sie ordnungsgemäß gearbeitet hat, und fordert von der Gemeinde rund 160 000 Euro.
Noch zu Baubeginn gab es vom Land viel Lob für das Projekt. Doch nun hält sich das Land zurück. An den Sanierungskosten wird sich die Regierung nicht beteiligen, stellte Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) in der Antwort auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion klar.
Die Bürgerinitiative lässt sich jedoch nicht entmutigen, kämpft weiter um Finanzhilfen. „Jede 100 000 Euro, die wir aus irgendeinem Fonds bekommen können, reduzieren den Kredit. Das Vereinsleben oder andere Unterstützungen für das öffentliche Leben werden sonst gegen Null zurückgefahren“, befürchtet Dirk Büttner, Mitglied in der Bürgerinitiative und Gemeindevertreter. Um den Kredit zu tilgen, drohen der Kommune nach seinen Worten Zahlungen von jährlich bis zu 80 000 Euro – auf 30 Jahre.
Ganz abseits steht die Landesregierung allerdings nicht. Das Landesumweltamt will den Bau fachlich begleiten. Darüber hinaus hat das Land zugesagt, den Kanal als Gewässer erster Ordnung einzustufen. Damit werden die jährlichen Unterhaltungskosten übernommen. Büttner hofft, dass die Landesregierung noch umschwenkt. Schließlich habe sie den Kanalausbau im Rahmen der „Wassertourismusinitiative Nordbrandenburg“ unterstützt. Büttner: „Wir sehen das Land moralisch in der Pflicht.“ Manfred Rey
Manfred Rey
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