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Brandenburg: Generation „Rushhour“ ist gesünder trotz Stress

Studie: 25- bis 39-Jährige fehlen weniger lang auf der Arbeit als jüngere und ältere Kollegen

Von Matthias Matern

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Potsdam – Sie arbeiten an ihrer Karriere, organisieren die Kinderbetreuung und bauen womöglich noch ein Haus – trotz der Mehrbelastung sind sie am wenigsten lange krankgeschrieben. Die Rede ist von der Altersgruppe der 25- bis 39-Jährigen, der sogenannten Generation „Rushhour“. Während rechnerisch 100 jüngere Arbeitnehmer in Brandenburg pro Jahr 1447 Tage im Jahr krankgeschrieben sind und die 40- bis 64-Jährigen 2094 Tage, fehlen die Frauen und Männer mittleren Alters nur 1428 Tage im Jahr. Und das, obwohl bei Firmen in Brandenburg nicht nur Angebote zum Gesundheitsschutz, sondern auch zur Familienfreundlichkeit längst keine Selbstverständlichkeit sind. Das zumindest ist ein Ergebnis des aktuellen DAK-Gesundheitsreports Brandenburg, der am Donnerstag in Potsdam vorgestellt wurde.

„Wunsch und Wirklichkeit liegen doch sehr weit auseinander. Da gibt es noch einiges an Unterstützungsbedarf“, bestätigte Susanne Hildebrandt vom Berliner IGES-Institut, das für die Krankenkasse die Umfragen und Daten zum Report ausgewertet hat. Demnach wünschen sich mehr als 80 Prozent der berufstätigen Eltern in Brandenburg Betriebskindergärten, doch nur 15,3 Prozent berichten, dass es eine solche Einrichtung auch an ihrem Arbeitsplatz gibt. Ebenso würden rund 55 Prozent der befragten DAK-Versicherten gerne auf eine Notfallkinderbetreuung zurückfgreifen, doch nur 3,3 Prozent können das. Selbst Angebote, die kaum zusätzliches Geld kosten dürften, wie etwa Gleitzeit oder mehr Rücksichtnahme bei der Terminplanung, sind weit weniger verbreitet als gewünscht. Aber gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sei ein Umdenken in den Firmen drigend geboten, forderte Ralf Seifert, Chef des DAK-Regionalzentrums Gesundheit in Potsdam. „Wir müssen umdenken, familienfreundliche Angebote schaffen, um zukünftig auch noch besser die hochqualifizierte Mutter zu erreichen.“

Verbesserungsbedarf sieht die Krankenkasse auch bei der Gesundheitsvorsorge. Während in großen Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen Angebote wie Massagen, Gesundheitsberatungen oder ergonomisch optimierte Arbeitsplätze verbreitet sind, hat das überwiegend klein- und mittelständische Gros der brandenburgischen Wirtschaft noch erheblichen Bedarf. „Da ist noch viel Aufklärungsarbeit notwendig“, räumt Seifert ein. Umso mehr, weil Brandenburgs Arbeitnehmer laut Gesundheitsreport auch weiterhin die deutschen Spitzenreiter bei den Krankschreibungen sind. In keinem anderen Bundesland sind die Berufstätigen so lange und so häufig krankheitsbedingt nicht auf Arbeit wie in Brandenburg. Im vergangenen Jahr betrug der Krankenstand im Land fünf Prozent und damit nach einem leichten Rückgang im Jahr zuvor wieder so viel wie 2011. Umgerechnet bedeutet dies, dass 2013 von 1000 Arbeitnehmern pro Tag 50 krankgeschrieben waren. Im Bundesschnitt fehlten dagegen nur 40 pro Tag. Den geringsten Krankenstand verzeichnete Baden-Württemberg mit 3,3 Prozent. Besonders stark stieg in Brandenburg dem Report zufolge die Zahl der Fälle an; und zwar von 131,9 pro 100 DAK-Versicherte auf 142,6 DAK-Versicherte. Die Dauer der Krankschreibungen nahm leicht ab von durchschnittlich 13,5 Tagen auf 12,7 Tage. Im Bundesschnitt sank sie auf zwölf Tage.

Als Ursache für Krankschreibungen an Bedeutung gewonnen haben erneut psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen. Gingen 2012 noch 220 Fehltage auf das Konto psychischer Erkrankungen, waren es im vergangenen Jahr 233, gegenüber dem Jahr 2000 ein Anstieg von mehr als 150 Prozent. Allerdings gehen die DAK-Experten wie berichtet davon aus, dass heute viele Arbeitnehmer wegen solcher Leiden krankgeschrieben werden, während sie früher stattdessen aufgrund von chronischen Rückenschmerzen oder Magenschmerzen als arbeitsunfähig erklärt worden wären. Dabei scheinen berufstätige Eltern stressresistenter zu sein als Arbeitnehmer ohne Kinder. Auf einer Stress-Skala von null bis 48 erreichten kinderlose erwerbstätige Frauen einen Wert von 20 und berufstätige Frauen mit Kindern einen Wert von 19,8. Bei den Männern beträgt das Verhältnis 17,8 zu 17,2. Matthias Matern

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