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Brandenburg: Geocaching mit Luther

Lars Fischer aus Hohenselchow geht mit einem kleinen Martin Luther recht ungewöhnliche Wege

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Hohenselchow - Im vergangenen Sommer hat sich Martin Luther auf den Weg gemacht. Ausgehend vom uckermärkischen Friedrichsthal ging der Reformator auf Reisen. „Inzwischen war er in Leipzig, Jena, Wittenberg und Paderborn“, berichtet Lars Fischer aus Hohenselchow. Der 23-Jährige hat den Kirchenmann, der vor knapp 500 Jahren seine Thesen zur Reformation der Kirche in Wittenberg veröffentlicht haben soll, als Playmobil-Figur zu den Wirkungsstätten des realen Luther geschickt – via Geocaching. Wie kam Fischer darauf? „Während einer Predigt wurde das Thema Geocaching angesprochen“, sagt Fischer und erinnert sich an seine Begeisterung: Ein Gegenstand wird versteckt und mit Hilfe von GPS-Signalen und Koordinaten gesucht – vergleichbar einer Schnitzeljagd. „Ich dachte, daraus lässt sich etwas machen.“ Als ein Mini-Luther als Playmobil-Figur auf den Markt kam, war die Sache für Fischer klar.

Der junge Mann, der im Kirchenbüro seines Heimatdorfes unweit der polnischen Grenze arbeitet, versah die Figur mit einer Blechplakette – Travel Bug genannt – und Daten, die er ins Internet eintrug. „Da sieht man, wo die Figur ist, wo sie war und auch wo sie hin soll.“ Die Spielfigur hatte beim Kauf einen kleinen Lageplan bei sich mit 36 Stationen, die im Zusammenhang mit Luther (1483-1546) stehen. „Den Plan habe ich genutzt und die Figur losgeschickt“, berichtet Fischer. Wer die Figur findet, muss sie zu einem der nächsten Orte bringen und das im Internet vermerken.

Fischer packte den Plastik-Luther in eine Plastikbox im Friedrichsthaler Wald an einen Grenzstein an der früheren Grenze zwischen Brandenburg und Vorpommern. Sein Vorhaben begann allerdings mit einem Fehlstart. Der erste Finder holte die Figur ab, trug sich aber nicht in das digitale Logbuch ein. Die Figur war weg. Fischer kaufte ein Double. Kurz bevor er dieses verstecken wollte, tauchte die erste Figur wieder auf – in Leipzig. Seitdem reist Luther Nummer eins problemlos, Luther Nummer zwei steht auf Fischers Schreibtisch im Pfarramt Hohenselchow, das zur Nordkirche gehört.

Pfarrer Matthias Jehsert vom Pfarramt Retzin findet das Projekt verrückt und genial zugleich. Schön sei, dass eine kommerzielle Idee mit einem bestimmten Inhalt verbunden werde, meint er. „Auf diese Weise wird Interesse am Thema Luther geweckt.“ Geocaching sei eine sehr moderne Organisationsform. „Leute treffen sich und machen etwas gemeinsam.“ Das sei gerade in Zeiten besonders wichtig, in denen abnehmende Bindungen an Institutionen, Vereine, Kirchen, Parteien beklagt werden.Steffi Prutean

Steffi Prutean

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