Brandenburg: Geoforscher geben grünes Licht für unterirdische CO2-Speicher
Kohlendioxid-Einspeisung in Ketziner GFZ-Forschungsanlage beendet. Anti-CCS-Gesetz der Grünen im Landtag abgelehnt
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Potsdam - Ein positives Fazit hat das Deutsche Geoforschungszentrum Potsdam GFZ bezüglich der unterirdischen Einspeisung und Lagerung von Kohlendioxid gezogen. Das umstrittene CCS-Verfahren (Carbon Capture and Storage) ist prinzipiell in Brandenburg machbar, sagte am Donnerstag ein Sprecher des GFZ. Dies gehe aus einem fünfjährigen Forschungsprojekt im brandenburgischen Ketzin/Havel hervor. Allerdings müsse jeder Standort einzeln vorab geprüft werden, auch wenn er eine ähnliche geologische Struktur wie in Ketzin aufweise.
Seit Juni 2008 hat das GFZ in Ketzin das Verfahren untersucht. Der Forschungsstandort entspricht der typischen geologischen Struktur des Norddeutschen Beckens, in dem das Land Brandenburg liegt. „Wir konnten zeigen, dass die geologische Speicherung von CO2 am Pilotstandort Ketzin sicher und verlässlich ist, ohne Gefährdung von Mensch und Umwelt“, erklärte Axel Liebscher, der Leiter des Zentrums für Geologische Speicherung am GFZ. Mit einer sinnvoll eingesetzten Kombination verschiedener geochemischer und geophysikalischer Überwachungsmethoden sei man in der Lage, bereits kleinste Mengen CO2 zu entdecken. So lasse sich auch ihre unterirdische räumliche Ausdehnung abbilden.
Am Donnerstag hat das GFZ die Einspeisung von Kohlendioxid in Ketzin nach gut fünf Jahren Betrieb offiziell beendet. Untersucht wurde, wie sicher das Verfahren der unterirdischen Lagerung des Treibhausgases Kohlendioxid ist, das neben anderen Gasen für den Klimawandel verantwortlich gemacht wird. Der Pilotstandort Ketzin galt national und international als ein Referenzprojekt für die Erforschung und Umsetzung der geologischen CO2-Speicherung. „Die bisher durchgeführten Untersuchungen sind erfolgreich verlaufen und haben grundlegende Erkenntnisse zum Speicherstandort selbst, aber auch zur geologischen Speicherung von CO2 in tiefliegenden, salzwasserführenden Gesteinsschichten geliefert“, so das Fazit des GFZ. Die durch das gespeicherte Kohlendioxid hervorgerufenen Wechselwirkungen zwischen Fluid und Gestein seien am Standort Ketzin unbedenklich. Den Forschungsergebnissen nach hätten sich keine Auswirkungen auf die Speicher- und Deckgesteine gezeigt.
Das gesamte Forschungsprogramm ist noch nicht beendet. Mit Einstellung der CO2-Einspeisung wird in Ketzin eine neue Projektphase begonnen. „Ziel der nächsten Phase ist, den vollständigen Lebenszyklus eines CO2 -Speichers von der Erkundung des Standortes über den Betrieb bis zum Rückbau zu durchlaufen“, erklärte Axel Liebscher. Für die kommenden fünf Jahre sei daher weiterhin eine Überwachung des Standortes und der CO2-Ausbreitung vorgesehen. Parallel dazu werden die Forscher im Herbst 2013 mit dem Rückbau der Anlagen beginnen und die Bohrungen stufenweise verschließen.
In Ketzin wurden seit Juni 2008 insgesamt 67 271 Tonnen Kohlendioxid in salzwasserhaltigen Sandstein in einer Tiefe von 630 bis 650 Metern eingebracht. Für die Speicherung wurde überwiegend hochreines CO2 eingesetzt, das sonst in der Lebensmittelproduktion verwendet wird. 2011 kamen zudem 1515 Tonnen industriell abgeschiedenes CO2 aus dem Kraftwerk Schwarze Pumpe zum Einsatz. Das Pilotprojekt Ketzin wird nach Angaben des GFZ von einem der weltweit umfangreichsten Forschungs- und Entwicklungsprogramme begleitet. Auch die Überwachungsverfahren gehören zu den umfassendsten weltweit.
Dennoch gilt CCS vor allem in Brandenburg als umstritten. In Jänschwalde (Spree-Neiße) wollte der schwedische Staatskonzern Vattenfall mit Unterstützung der rot-roten Landesregierung ursprünglich bis 2015 das deutschlandweit lange einzige CCS-Projekt umsetzen und bei der Braunkohleverstromung anfallendes CO2 im Osten Brandenburgs gegen erheblichen Widerstand in der Bevölkerung einlagern. Auf ein dafür notwendiges CCS-Bundesgesetz konnten sich Bund und Länder allerdings erst 2012 nach zähen Verhandlungen einigen. Kurz zuvor hatte Vattenfall jedoch bereits wegen der „fortwährenden Hängepartie um das deutsche CCS-Gesetz“ seine Pläne aufgegeben. Dem Gesetz zufolge ist CCS zwar in Deutschland erlaubt, doch können Länder mit einem eigenen Gesetz CO2-Endlager auf eigenem Gebiet ausschließen.
Brandenburgs SPD/Linke-Koalition, die stets gegen diese Länderklausel gekämpft hatte, um bundsweit nicht als einziges CCS-Land dazustehen, hatte sich in der Folge zwar von der Technologie verabschiedet, bislang aber kein enstprechendes Landesgesetz formuliert. Einen solchen Gesetzesentwurf der Grünen im Landtag wurde am gestrigen Donnerstag mit den Stimmen der Koaltionfraktionen abgelehnt. Jan Kixmüller (mit mat)
Jan Kixmüller (mit mat)
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