Brandenburg: GEW fordert bis zu 200 Lehrer mehr
Lehrergewerkschaft hält Schulen mit Flüchtlingskindern für überfordert
Stand:
Potsdam - Brandenburgs Schulen sind auch aus Sicht der GEW auf die zunehmende Zahl der Kinder von Asylbewerbern und Flüchtlingen kaum vorbereitet. Diese benötigten besondere Betreuung, die mit dem verfügbaren Personal kaum zu leisten sei, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs. Meist seien die Mädchen und Jungen durch ihre Erlebnisse auf der Flucht traumatisiert. Sie würden oft auch nur wenig Deutsch sprechen.
Wie berichtet hatte die Potsdamer Weidenhof-Grundschule auf die Not an ihrer Schule aufmerksam gemacht. Der Anteil an Migrantenkindern in der Schule liegt bei mehr als 40 Prozent. Es fehle an Personal und Räumlichkeiten, um die Flüchtlingskinder adäquat zu unterrichten, so Schulleiterin Ute Goldberg. Insgesamt werden an Potsdamer Schulen mehr als 600 Kinder mit Migrationshintergrund unterrichtet. Auch die Da-Vinci- und die Steuben-Gesamtschule, die jugendliche Flüchtlinge in eigenen Klassen unterrichten, beklagen zu wenige Lehrer.
2010 wurden nach Angaben des Bildungsministeriums in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt 87 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren aufgenommen. 2013 waren es 524 und in diesem Jahr bis einschließlich September 448. Bereits in Eisenhüttenstadt gebe es für die Kinder spezielle Angebote, sagte Bildungsminister Günter Baaske (SPD). Insgesamt sieben Lehrer unterrichteten sie beim Deutschlernen. Erst mit Übersiedlung in die Kommunen beginne die allgemeine Schulpflicht. Aus Sicht von Baaske ist in allen Schulen in diesem Schuljahr die Integration schulpflichtiger Flüchtlingskinder in der Regel gewährleistet. Doch die Herausforderung sei nicht zu unterschätzen.
Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Gordon Hoffmann, kritisiert die Diskrepanz zwischen dem großen Bedarf und der Zahl der dafür bereitstehenden Lehrer. „Wir erwarten schnell ein Konzept“, sagt er zur Ankündigung von Baaske, zusätzlich Lehrer befristet einzustellen. Zahlen müssten auf den Tisch.
Die Bildungsexpertin der Bündnisgrünen-Fraktion, Marie Luise von Halem, beklagte eine Unwissenheit im Ministerium über den tatsächlichen Bedarf. „Die Schulen melden zwar ihre Probleme, bekommen aber keine Hilfe“, sagt sie.
Das Landesschulamt und die zuständigen Regionalstellen berücksichtigten die steigende Zahl der Asylbewerber- und Flüchtlingskinder, sagt Baaske. Seit Schuljahresbeginn würden zusätzlich mehr als 50 Lehrer für die Sprachförderung der Kinder weitergebildet.
Für GEW-Chef Fuchs reicht das nicht aus. Er bezifferte den Bedarf mit rund 150 bis 200 zusätzlichen Lehrern. Zudem seien Schulpsychologen und Therapeuten erforderlich. „Ein langfristig angelegtes Programm auf Landesebene muss gestartet werden“, forderte Fuchs. „Zunehmend fühlen sich die Lehrer überfordert“, sagt er zu Hinweisen von Kollegen.
Nach Angaben des Bildungsministeriums wurden im vergangenen Jahr 330 Kinder von Asylbewerbern und Flüchtlingen an Grundschulen angemeldet. Von Januar bis Ende September 2914 waren es 219. Gudrun Janicke/Grit Weirauch
Gudrun Janicke, Grit Weirauch
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: