Brandenburg: Gewalt gegen Einsatzkräfte
Im Vorjahr wurden 170 Polizisten im Dienst verletzt
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Potsdam - Brandenburgs Polizisten leben gefährlich: 170 Beamte wurden im vergangenen Jahr nach Angaben des Potsdamer Innenministeriums bei Einsätzen verletzt. Oft sind es leichte Prellungen, manchmal ist es aber auch Schlimmeres. „Gerade unter Jugendlichen hat die Aggressivität Polizisten gegenüber extrem zugenommen“, beklagt der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Andreas Schuster. Das beginne bereits bei Verkehrskontrollen und gehe bis zu Attacken bei Demonstrationen.
Im Jahr 2007 waren nach Ministeriumsangaben noch 124 verletzte Beamte zu beklagen, ein Jahr zuvor gab es allerdings mit 239 Verletzten einen Höchststand. Die größte Gefahr bestehe bei Festnahmen, wenn sich Verdächtige - auch schon mal mit der Waffe in der Hand - gegen die Handschellen wehren. „Die Zahlen unterstreichen, dass unsere Polizisten bei ihren Einsätzen ein hohes Risiko tragen“, bemerkt Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) dazu. Deshalb tun wir alles, was möglich ist, um sie gut auszubilden und auszurüsten.“ Laut Schönbohm wurde in den vergangenen Jahren viel Geld in die persönliche Ausrüstung der Polizeibeamten investiert. Unter anderem seien 8300 persönliche Unterzieh-Schutzwesten beschafft und jedem Beamten eine persönliche Schutzweste zur Verfügung gestellt worden. „Auch die Ausbildung für kritische Einsatzlagen wurde verbessert.“
Doch das alles hilft offenbar nicht immer. GdP-Chef Schuster macht vor allem den hemmungslosen Alkoholkonsum insbesondere Jugendlicher, aber auch den regelrechten „Gewalt-Tourismus“ wie zum 1. Mai in Berlin für die Angriffe verantwortlich. „Bemerkenswert ist auch: Wenn die Beamten etwa beim Werderaner Baumblütenfest den Streit zwischen zwei Jugendgruppen schlichten wollen, sind sich diese Gruppen plötzlich einig und richten ihre Wut nur noch gegen die Polizei.“
Grundsätzlich macht Schuster den Personalabbau bei den Sicherheitskräften mitverantwortlich für die „zu hohe Zahl“ an verletzten Beamten. „Wenn gleichzeitig mehrere Großveranstaltungen stattfinden, haben wir praktisch keine dafür speziell ausgebildeten Bereitschaftspolizisten mehr frei, wenn aktuell noch an anderer Stelle etwas passiert.“ Zudem müssten die Polizisten besser auf solche Situationen vorbereiten werden, fordert Schuster. Schließlich sei immer genau abzuwägen zwischen dem Bestreben nach Deeskalation und dem oft unvermeidlichen harten Durchgreifen. dpa
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