Brandenburg: Gewaltorgie aus Frust und Langeweile
Berlin - Es hätte viel schlimmer ausgehen können. Ein 13-Jähriger und ein 19-Jähriger sind am Montagabend im S-Bahnhof Mehrower Allee in Berlin-Marzahn-Hellersdorf von einer Gruppe junger Männer überfallen worden.
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Berlin - Es hätte viel schlimmer ausgehen können. Ein 13-Jähriger und ein 19-Jähriger sind am Montagabend im S-Bahnhof Mehrower Allee in Berlin-Marzahn-Hellersdorf von einer Gruppe junger Männer überfallen worden. Beide seien in den Würgegriff genommen, mit einem Messer bedroht, durchsucht und ihrer Mobiltelefone beraubt worden, sagte eine Polizeisprecherin. Der 13 Jahre alte Junge wurde leicht verletzt. Die neun Tatbeteiligten sollen zwischen 15 und 18 Jahre alt sein, hieß es. Der S-Bahnhof ist der Polizei nicht als krimineller Brennpunkt bekannt.
Wie leicht daraus eine Gewaltorgie hätte werden können, zeigt das Strafverfahren gegen vier junge Berliner, das am Dienstag eröffnet worden ist. Sie sollen am letzten Tag des Jahres 2008 einen Mann in Spandau schwer misshandelt haben. Eigentlich waren Daniel S., Artur T. (19), Darjusch M. (18) und Anthony K. (17) auf dem Heimweg. Drei der Jugendlichen aus Spandau wollen betrunken gewesen sein. „Wir haben uns gegenseitig aufgeputscht, uns aggressiv gemacht“, sagte der Älteste. An die Szenen auf dem Bahnhof könne er sich aber kaum erinnern. „Ich habe noch das Bild, wie ich in Bewegung bin, um zu treten.“
Aus Langeweile und Frust sollen sie in jener Nacht beschlossen haben, wahllos Leute anzugreifen. Gegen ein Uhr soll Gymnasiast Artur T. zum ersten Schlag ausgeholt haben. Es folgten Tritte in einem Waggon und auf dem U-Bahnhof Altstadt Spandau. Gegen 1.30 Uhr stiegen sie in Haselhorst aus. Dort saß auf einer Bank ein Mann. Er war eingenickt. Einer der Angeklagten sagte: „T. gab ihm zwei Klatschen, einfach so. S. dann auch.“ Ihr Opfer wollte nur weg. K. aber stieß ihn die Treppe herunter. „Er stand plötzlich hinter mir“, meinte der 17-Jährige. Als wäre der Stoß ein Versehen gewesen. Als der Disponent wehrlos am Boden lag und sich schützend die Hände vors Gesicht hielt, hagelte es Tritte. M. soll dem Mann schließlich eine leere Wodkaflasche an den Kopf geworfen haben. Der zweifache Vater erlitt einen Schädelbruch und Hirnblutungen. Bis heute kämpft er mit den Folgen der schweren Verletzungen. Die vier Angeklagten hatten sich nach der Veröffentlichung der Videoaufzeichnungen vom Bahnhof im März gestellt. „Als ich die Bilder sah, war ich entsetzt“, sagte Artur T. Der Prozess wird am 22. September fortgesetzt. Kerstin Gehrke
Kerstin Gehrke
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