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Brandenburg: Gewarnt – und dann allein gelassen Opern-Absetzung: Kritik an Sicherheitskräften

Berlin - Ganz allein will Kirsten Harms nicht schuld sein am Eklat über die abgesetzte Oper „Idomeneo“. Die Intendantin der Deutschen Oper Berlin, die aus Sicherheitsgründen und Sorge vor islamistischen Fanatikern vier Aufführungen des Mozart-Oper aus dem Novemberspielplan genommen hat, sei von den Sicherheitsbehörden „gar nicht beraten worden“, sagte Opernsprecher Alexander Busche gestern.

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Berlin - Ganz allein will Kirsten Harms nicht schuld sein am Eklat über die abgesetzte Oper „Idomeneo“. Die Intendantin der Deutschen Oper Berlin, die aus Sicherheitsgründen und Sorge vor islamistischen Fanatikern vier Aufführungen des Mozart-Oper aus dem Novemberspielplan genommen hat, sei von den Sicherheitsbehörden „gar nicht beraten worden“, sagte Opernsprecher Alexander Busche gestern. CDU-Generalsekretär Frank Henkel kritisierte, Innensenator Ehrhart Körting habe in der Angelegenheit „kopflos“ reagiert. Ähnlich formulierte das ein Sprecher des Bühnenvereins. Der Vorsitzende des Berufsverbandes Bildender Künstler, Herbert Mondry, verteilte seine Kritik. Er forderte Opernchefin Harms zum Rücktritt auf und erklärte zugleich mit Blick auf Körting, Sache der Polizei sei nicht „die Einschränkung gesetzlich garantierter Freiheiten, sondern ihr Schutz“.

Der Innensenator hatte die Intendantin per Telefon auf die Gefahren angesprochen, die von der Aufführung ausgehen könnten. In deren Epilog zieht der griechische König Idomeneo außer dem abgeschlagenen Kopf des Poseidon auch die blutigen Köpfe der Religionsstifter Jesus, Buddha und Mohammed aus einem Sack.

Dazu heißt es in einer Gefährdungsanalyse des Landeskriminalamts (LKA), die Aufführung könne eine „Gefährdungslage mit schwer abzuschätzenden Folgen für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ nach sich ziehen. Dann wird an die Raktionen auf die dänischen Mohammed-Karikaturen erinnert. Am Ende der Analyse heißt es, die Aufführung könne sich auf die „Sicherheitslage in der Bundesrepublik Deutschland“ auswirken und „zur Gefährdung von deutschen Einrichtungen im Ausland führen“.

Mit solchen Papieren gehe man an der Oper „nicht täglich um“, so Opernsprecher Busche. „Netterweise“ hätten die Sicherheitsbehörden der Opernchefin einen Rat zur besseren Einschätzung geben können. Doch Harms habe allein entscheiden müssen, wie sie mit der drastischen Gefährdungsanalyse umgehen solle.

In der Analyse heißt es am Schluss immerhin: „Sollte an einer Aufführung in der beschriebenen Form“ festgehalten werden, steht das LKA 5 für Sicherheitsgespräche mit den betroffenen Mitarbeitern der Deutschen Oper Berlin zu Verfügung“. Offenbar hatten das Papier und Körtings Anruf, der Harms im Urlaub erreichte, diese so weit verunsichert, dass sie es auf weitere Gespräche mit dem LKA nicht mehr ankommen lassen wollte.

Der Innensenator wollte sich gestern nicht dazu äußern, ob Harms besser hätte beraten werden müssen. Am Montage hatte er erklärt, die ausschließliche künstlerische Verantwortung für die Absetzung liege bei Harms. Im Senat gibt es offenbar kontroverse Ansichten. Kultursenator Thomas Flierl erklärte, die Einschätzung der Sicherheitslage lasse „keine konkrete und akute Gefährdung erkennen“ – er fordert neue Strukturen, die es Kultureinrichtungen ermöglichen, provozierende Aufführungen und Darbietungen in Absprache mit der Polizei zu schützen. Anders als Körting und Flierl hatte sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit schon am Dienstag der Kritik an der Opernintendantin angeschlossen: Er halte ihre Entscheidung für falsch, es sei „eine konkrete Gefährdung, die die Absetzung der Oper rechtfertigt, nicht zu erkennen“.Werner van Bebber

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