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Brandenburg: Gewerkschaft warnt vor Lehrermangel

Nach den gescheiterten Verhandlungen für eine bundesweit einheitliche Bezahlung angestellter Lehrer sehen die Pädagogen Rot-Rot in der Pflicht

Von Matthias Matern

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Potsdam - Angesichts der gescheiterten Verhandlungen für eine bundesweit einheitliche Bezahlung von angestellten Lehrern warnt der brandenburgische Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günter Fuchs, vor einer dramatischen Verschärfung des Lehrermangels in Brandenburg. Weil Lehrer in finanzkräftigen Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg weiterhin besser bezahlt würden, werde es immer schwieriger, junge Lehrer für eine Stelle fern von Berlin und Potsdam zu gewinnen, sagte Fuchs am Dienstag den PNN. „Wie brauchen ein Konzept, damit wir mehr junge Lehrer für die ländlichen Regionen bekommen. Und vernüftige Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung gehören einfach dazu“, forderte der GEW-Vorsitzende.

Fuchs zufolge muss Brandenburg in den nächsten Jahren zwischen 800 und 1200 neue Lehrer jährlich einstellen. Doch anstatt für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen und somit eine Lehrertätigkeit in Brandenburg attraktiver zu machen, bürde Rot-Rot den Lehrern nur ständig neue Aufgaben auf, ohne für finanziellen Ausgleich zu sorgen. Einer Studie des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung aus Erkner zufolge verlassen immerhin rund zwei Drittel aller brandenburgischen Lehramtsabsolventen das Land. Erste Probleme bei der Lehrernachfolge seien bereits im Kreis Elbe–Elster zu beobachten. Vor allem Lehrer für naturwissenschaftliche Fächer seien rar.

Nach den gescheiterten Veranhandlungen in Potsdam verlangt Fuchs von der Landesregierung ernsthafte Gespräche zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. „Die Landesregierung kennt unsere Positionen. Nur zum Schwätzen setzen wir uns nicht mehr zusammen“, warnte der GEW-Landeschef am Montag. Wie berichtet wollen die Lehrer ihren Forderungen mit gezielten Aktionen und geringeren Leistungen Nachdruck verleihen. „Klassenfahrten oder eine nicht ausfinanzierte Ganztagesbetreuung sind dann einfach mal nicht mehr drin.“ Auch weitere Streiks seien nicht auszuschließen. Bereits vergangene Woche hatten Brandenburgs Lehrer nach der dritten Unterrichtsstunde die Arbeit niedergelegt und in Potsdam für bessere Arbeitsbedingungen und eine Angleichung der Bezüge demonstriert. Etwa 8000 der landesweit 17 000 Pädagogen waren laut GEW gekommen.

Im brandenburgischen Bildungsministerium räumt man zwar die Konkurrenzsituation zu anderen Bundesländern ein, eine Abwanderung junger Lehrkräfte in finanzstärkere Länder könne man aber nicht beobachten, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding. Allerdings habe sich die Landesregierung stets für eine bundesweit einheitliche Vergütung eingesetzt. „Aber eine Erhöhung der Bezüge wie etwa in Bayern können wir uns nicht leisten“, stellte Breiding klar. Über die Arbeitsbedingungen aber wolle Bildungsministerin Martina Münch (SPD) demnächst mit den Gewerkschaften sprechen.

Unterdessen ist Rot-Rot offenbar in der Frage gespalten, ob der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst von einem Gehaltsplus in Höhe von 5,6 Prozent eins zu eins auch für die Beamten übernommen wird. Während sich SPD-Fraktionschef Ralf Holzschuher am Dienstag anstatt für eine Vergütungserhöhung für Regelungen zur Altersteilzeit oder vorzeitigen Pensionierungen aussprach, hatte Linke-Fraktionschef Christian Görke noch am Wochenende gesagt, er hoffe, dass das Tarifergebnis vollständig umgesetzt werde. Matthias Matern

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