Brandenburg: Glasnost und Perestroika Geschichtsstunde
mit Michail Gorbatschow
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mit Michail Gorbatschow Berlin - Einen prominenteren Zeitzeugen hätte Geschichtslehrer Jürgen Heesen von der Hildegard-Wegscheider-Oberschule in Berlin kaum finden können. Am Montagvormittag saß der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow in seinem Unterricht. Der 73-jährige Ex-Politiker war zur Freude der Schule einer Einladung zur Diskussion gefolgt. Und so drängelten sich rund 270 Schüler der 10. bis 13. Klassen in der Aula, um dem einst mächtigen Mann zu lauschen und Fragen zu stellen. Gorbatschow, der früher ein Weltreich regierte und heute mit Vorträgen und guten Ratschlägen sein Geld verdient, sprach rund eine Stunde lang über Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umbau). Die Schüler erfuhren, wie nahe die Welt jahrzehntelang am Rande eines Atomkrieges stand, wie viele Trillionen Dollar das Wettrüsten verschlang und dass die Sowjetunion am Ende für die Menschen nicht mehr genug Wohnungen bauen oder Lebensmittel und Medikamente beschaffen konnte. Das habe zu einer neuen Politik gezwungen, berichtete der Ex-Politiker. Er persönlich sei auch „entsetzt“ über die Berliner Mauer gewesen, an die sich die Schüler wohl kaum erinnern könnten. „Stellen Sie bitte kurze Fragen“, forderte Gorbatschow ein wenig barsch und fügte hinzu: „Ich habe noch 27 Minuten Zeit.“ Ob es Alternativen zur Perestroika gab, wollte ein Schüler wissen. Einen anderen interessierte, ob bei allem nationalen Egoismus eine globale Zusammenarbeit wirklich erfolgreich sein kann. Gorbatschow antwortete wie ein Staatsmann - wenig konkret, ausschweifend, manchmal auch ungehalten. Nein, er habe keine Schuld am Auseinanderbrechen der Sowjetunion. Dies sei nicht abzusehen gewesen. Schließlich hatte er angesichts von Armut, Unsicherheit und ökologischen Problemen in der Welt noch einen Tipp für die Schüler parat: „Machen sie schnell den Schulabschluss und das Studium und übernehmen Sie dann die Macht.“
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