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23.11.2023, Brandenburg, Fürstenwalde: Mitarbeiter des Unternehmens der Reifenproduktion von Goodyear demonstrieren nach einer Betriebsversammlung vor dem Werk mit Fahnen der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Nach der Ankündigung des Konzerns, am Standort Fürstenwalde 750 Arbeitsplätze abzubauen, hatte der Goodyear-Betriebsrat während der Versammlung zu den Unterhemens-Plänen Stellung bezogen. Foto: Soeren Stache/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Soeren Stache

Goodyear in Fürstenwalde: Beschäftigte demonstrieren gegen Schließungspläne

Die Schließungspläne des Reifenherstellers Goodyear in Fürstenwalde haben die Landespolitik alarmiert. Wirtschaftsminister Steinbach eilt persönlich zur Betriebsversammlung.

Von Klaus Peters

Gegen die Schließungspläne des Reifenherstellers Goodyear haben mehrere hundert Beschäftigte des Werks im brandenburgischen Fürstenwalde demonstriert. Nach einer Betriebsversammlung zogen sie vor das Werkstor zu einem kurzen Protestmarsch. „Wir kämpfen darum, die 85-jährige Tradition und die Arbeitsplätze in Fürstenwalde zu erhalten“, sagte der Vorsitzende der Vertrauensleute des Werks, Markus Hollwerz.

„Wir sind nicht damit einverstanden, dass die Geschäftsleitung in Amerika Sachen beschließt und die Konzernführung in Deutschland einfach Sachen verkündet, ohne mit uns zu reden“, sagte er. „Wir setzen uns nun an einen Tisch und gucken, was wir machen können.“

Wirtschaftsminister verhandelt mit Geschäftsführung

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hatte an der Betriebsversammlung teilgenommen. Auch er zeigte sich über die Kommunikation der Unternehmensleitung verärgert. „Uns hat die Entscheidung von Goodyear völlig unvorbereitet getroffen“, sagte er. Am Mittwochabend habe er aber ein erstes Gespräch mit der Geschäftsleitung geführt. Es sei vereinbart worden, mit einem Zeithorizont von etwa einem Jahr weiter miteinander zu sprechen.

Dabei solle ausgelotet werden, ob etwa mit mehr Automatisierung und Digitalisierung dafür gesorgt werden könne, „dass es eine andere Entscheidung gibt“, sagte der Minister. Er warnte aber vor übertriebenen Hoffnungen. „Ich glaube wir haben noch Chancen, aber ich will auch nicht so tun, als könnte ich Wunder bewirken“, meinte er. „Die letzte Entscheidung trifft das Unternehmen und ich kann auch nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass es am Ende gelingen wird.“

Die Linke-Fraktion im Landtag forderte erneut die Errichtung einer Industriestiftung des Landes. „Es kann nicht angehen, dass die Gewinne erst privatisiert werden und dann, wenn diese angesichts der Hochzinsphase einbrechen oder ausbleiben, Betriebe verlegt und die sozialen Folgen und deren Kosten der Allgemeinheit auferlegt werden“, sagte Fraktionschef Sebastian Walter am Donnerstag laut Mitteilung. „Deshalb fordern wir die Überführung des Reifenherstellers Goodyear in eine öffentlich-rechtliche Industriestiftung nach dem Vorbild der Montan-Stiftung Saar.“ So könnten die Arbeitsplätze erhalten und die regionale Wirtschaftsstruktur gestärkt werden, meinte Walter.

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