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Brandenburg: Gotteshäuser werden Moscheen Neuapostolische Kirche verkaufte Berliner Kirchen

Berlin - Für die katholische und die evangelische Kirche ist es ein Tabu: Kirchengebäude an Muslime zu verkaufen. Die Neuapostolische Kirche hat das Tabu gebrochen.

Berlin - Für die katholische und die evangelische Kirche ist es ein Tabu: Kirchengebäude an Muslime zu verkaufen. Die Neuapostolische Kirche hat das Tabu gebrochen. In Berlin-Neukölln und -Tempelhof werden gerade die ersten beiden Kirchen in Moscheen umgewandelt.

In der Neuköllner Flughafenstraße 43 erinnern nur noch die Orgelpfeifen daran, dass hier christliche Gottesdienste stattfanden. Das Kirchenschiff ist leer, wo die Bänke standen, liegt rotbrauner Teppichboden. An der Stelle des Altars steht eine kleine Treppe für den Imam. Vor zwei Wochen wurde das Gebäude für 550 000 Euro an den muslimischen „Verband interkultureller Zentren“ verkauft. Die frühere Kirche soll zu einem „Haus des Friedens“ werden, in dem außer Gebeten „integrationsfördernde Projekte, soziale Beratung und Berufsorientierungskurse“ stattfinden sollen. So kündigt es ein Plakat am Eingang an. Im Juli wechselte auch die Kirche in der Manteuffelstraße in Tempelhof den Besitzer. Hier ist der arabische Verein „Al-Torath“ eingezogen. Auch hier wurden die Kirchenbänke abtransportiert.

In der Neuapostolischen Kirche gehe die Zahl der Mitglieder zurück, deshalb müsse man sich von Gebäuden trennen, sagt Werner Kiefer, der Finanzchef. „Warum sollen wir nicht an Muslime verkaufen“, fragt er, „schließlich gibt es den Gleichbehandlungsgrundsatz“. Außerdem habe man sich die Satzungen der Kulturvereine zeigen lassen und mit ihnen über die Nachnutzung gesprochen. „Eine Nutzung als Moschee ist nicht angedacht“, sagt Kiefer. Die Vereine selbst sehen das etwas anders. „Natürlich wird hier gebetet“, sagt die Vorstandsvorsitzende des Vereins „Al Torath“ (arabisch für „Das Erbe“). Der Verein hat sich 2004 gegründet und traf sich bis vor kurzem am Kottbusser Damm. Künftig soll auch das Freitagsgebet in der Manteuffelstraße abgehalten werden. Außerdem will man Projekte für Jugendliche, Nachhilfe- und Deutschkurse anbieten und Beratung bei sozialen Problemen. Der Verein sei aber noch klein, bei Veranstaltungen würden ein paar Dutzend Gläubige zusammenkommen. In ihrem Kulturzentrum werde viel diskutiert, man stehe den Positionen des gemäßigten irakischen Schiitenführers Ali al-Sistani nahe, sagte die Gemeindevorsitzende.

Unter Berlins Muslimen machte das Gerücht von der Übernahme zweier Kirchen schnell die Runde. In der Flughafenstraße schauten am Donnerstag auch Glaubensbrüder aus Reinickendorf vorbei: „Wir haben so viel gehört, nun wollen wir uns mal selbst informieren“.

Der Migrationsbeauftragte des Bezirks Neukölln hält es für „normal und okay“, wenn eine Kirche als Moschee genutzt wird. „Ein Gotteshaus ist ein Gotteshaus.“ Er kritisiert aber, dass die 22 Moscheevereine in Neukölln zu wenig miteinander kooperieren. „Das ist unübersichtlich.“ Die evangelische und die katholische Kirche schließen die Nutzung von Kirchengebäuden durch nichtchristliche Gemeinschaften grundsätzlich aus. Eher sollten die Gebäude abgerissen werden, heißt es in einer Broschüre der evangelischen Landeskirche von 2006. Claudia Keller

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