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Brandenburg: Große China-Krabben auf Landgang in Berlin

Von der Elbe in die Spree: Exoten werden heimisch

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Berlin - Den Passanten jagte der Anblick einen echten Schrecken ein. Warum zwei große Wollhandkrabben in Berlin vorm Reichstag der Spree entstiegen und an Land krabbelten – Susanne Jürgensen, Leiterin des Berliner Fischereiamtes, hat dafür keine Erklärung. Eigentlich scheuen die etwa 12 Zentimeter langen Tiere das Licht und halten sich im Wasser auf. Und normalerweise fließt dieses Wasser in und um China.

Quallenschwärme im Wannsee und für die Gegend untypische Ochsenfrösche, die gern die Brut ihrer heimischen Artgenossen vertilgen: das hat die Gewässerexperten schon beschäftigt. Die Anwesenheit der Wollhandkrabbe wird eher gelassen kommentiert. Denn eigentlich halten sich die Tiere mit dem großen Panzer schon seit Jahrzehnten in hiesigen Flüssen auf. Aber in dieser Jahreszeit kommen besonders viele. Die Landgänge sind vermutlich ein Zeichen dafür, dass es den Krabben im Wasser an Luft fehlt.

Einst wurden die Wollhandkrabben per Schiff von China nach Norddeutschland eingeschleppt. Hier krabbelten sie aus Ladungen oder ließen sich anderweitig mitschleppen. Inzwischen fühlen sich die Nachkommen auch in den deutschen Flüssen heimisch, wandern von der Elbmündung bis nach Berlin und wieder zurück. Viele werden auf ihrem Weg von Elb- und Havelfischern aus dem Wasser geholt. Nicht nur, weil die Krabbeltiere gern die Netze durchbeißen und sich an Fische heranmachen. Die Exoten lassen sich auch vermarkten, stehen in etlichen China-Restaurants auf der Speisekarte, bieten die Grundlage für so manchen Krabbensalat.„Man kann sie nicht ausrotten“, sagt Susanne Jürgensen. Denn die Tiere haben keine natürliche Feinde. Gerade wurden innerhalb von zwei Tagen ein gutes Dutzend Wollhandkrabben aus dem Wasser der Spandauer Schleuse gefischt.

Ihre großen Artgenossen gibt es im „Aqua Dom & Sea Life“ an der Karl-Liebknecht-Straße in Mitte zu sehen. Eine der beiden japanischen Riesenkrabben aus der Sonderausstellung „Riesenkrabben – Raubritter der Meere“ musste sogar auf Diät gesetzt werden. Sie sei so gefräßig und kraftstrotzend, dass man jetzt einschreiten musste, sagte Chefaquarist Martin Hansel. In Zukunft soll es für sie nur noch halbe Portionen von Muscheln, Seelachs und Sardinen geben. Köstlichkeiten, von denen Krabben, die es in Havel und Spree verschlagen hat, nur träumen können.C. v. L./ddp

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