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Brandenburg: Grün, Grün, Grün sind alle seine Farben

Wieder und wieder hat Max Liebermann in seinem Garten die jetzt umgestürzte Kastanie gemalt

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Berlin - Die weiße Holzbank war ideal, zum Verweilen wie auch als Ort, um dort die Staffelei aufzustellen. Im Hintergrund sah er den Wannsee blinken, links erstreckten sich vor ihm seine Heckengärten aus Hainbuchen, gepflanzt in geometrischer Form: Quadrat, Oval, Kreis, dahinter kamen die Obstbäume. Rechts daneben aber, noch nicht riesig, aber doch schon imposant, stand die Kastanie. In der Achse zwischen Terrasse und Heckengärten gepflanzt, geradezu ein grünes Ausrufezeichen.

Max Liebermann hatte sich gemeinsam mit seinem Freund Alfred Lichtwark, Direktor der Hamburger Kunsthalle, etwas dabei gedacht, als er seine weißblühende Kastanie 1910 genau dahin pflanzte, wo sie 104 Jahre lang unbeschadet stand, bis sie in der Nacht zum Dienstag unversehens umkippte – vom Alter und den oft damit einhergehenden Baumkrankheiten wie Pilzbefall und Baumfäule niedergestreckt. Ein herber Verlust für den als Denkmal ausgewiesenen und erst vor wenigen Wochen komplett wiederhergestellten Garten, historisch, ästhetisch – und finanziell: Mit Kosten zwischen 20 000 und 25 000 Euro rechnet Martin Faass, Museumsleiter der Liebermann-Villa an der Wannseer Colomierstraße, um den nun gestürzten 18-Meter-Veteranen zu ersetzen. Natürlich nicht mit einem vergleichbaren Riesen, aber etwas hermachen soll der Neuling dann schon. So bleiben bis auf Weiteres eben nur die Bilder. Liebermann hat seinen Garten wieder und wieder gemalt und gezeichnet, oft taucht auf den Arbeiten auch die Kastanie auf, so auf dem oben abgebildeten Gemälde von 1915, von dem es eine weitere, im Folgejahr entstandene Version gibt. Auch dort sitzt eine junge, elegant gekleidete Frau auf der Gartenbank. Kunsthistoriker vermuten, dass es sich bei der Dargestellten um Liebermanns 1885 geborene Tochter Käthe handelt.

Der Baum, der bei seinem Sturz keine weiteren Schäden verursachte, war glücklicherweise nicht der letzte Rest der originalen, noch von Liebermann angelegten Bepflanzung. Wie Martin Faass sagt, gibt es nahe des Gärtnerhäuschens im vorderen Teil des Gartens noch eine kastenförmig geschnittene Hochhecke aus acht Linden, die ebenfalls noch von Liebermann gepflanzt wurden. Doch auch ohne Kastanie, so bedauerlich ihr durch Neupflanzung nur teilweise zu ersetzender Verlust auch sein mag, bleibt der Garten der Liebermann-Villa ein kunsthistorisch wie gartengestalterisch überaus kostbares Kleinod.

Die Liebermann-Villa, Colomierstraße 3 in Wannsee, ist täglich (außer dienstags) zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet, donnerstags, sonn- und feiertags bis 19 Uhr. Mehr unter www.liebermann-villa.de

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