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Brandenburg: Grüne Reihen in Rote Liste?

Umweltschützer sehen die brandenburgischen Alleen als gefährdete Art an und trauen dem Land nicht

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Potsdam - Der Bestand der brandenburgischen Alleen ist laut Umweltschützer derart gefährdet, dass sie ein Fall für die Aufnahme in die Liste gefährdeter Arten sind. Nach den jetzigen Planungen der Landesregierung falle bis zum Jahr 2025 etwa ein Drittel der geschätzten 340 000 Alleebäume weg, sagte Wolfgang Mädlow vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) am Freitag in Potsdam. Bei der geplanten Neupflanzung von rund 5000 Bäumen pro Jahr sei erst 2060 sei einem Bestand auf jetzigen Niveau zu rechnen. Wegen des alten Baumbestandes sei pro Jahr mit 9000 Fällungen zu rechnen. „Alleen gehören offenbar auf die rote Liste“, sagte Mädlow.

Brandenburg sei im Augenblick mit 2500 Kilometern Alleen bundesweit Spitze. Kein Politiker könne garantieren, dass in einigen Jahrzehnten auch wirklich noch die jetzt genannte Zahl von Bäumen nachgepflanzt werde. Deshalb müsse es für jeden gefällten Baum eine Nachpflanzung geben. Es gebe Berechnungen, wonach Kauf, Pflanzung und dreijährige Pflege eines Alleebaumes mit rund 400 Euro zu Buche schlage. „Unsere Alleen brauchen eine gesicherte Zukunft, das sehen wir mit der vorliegenden Konzeption nicht gewährleistet“, meinte Mädlow.

Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD) hatte am 14. März die „Strategie 21“ zum Alleenschutz vorgestellt. Künftig soll die Neupflanzung ganzer Alleenabschnitte und weniger die Pflanzung von Einzelbäumen im Mittelpunkt stehen. Dies wird von den Naturschützern kritisiert, denn sie befürchten eine Ausdünnung der Alleen und damit einen schleichenden Wegfall von Straßenbäumen. Naturschützer und Land streiten seit Jahren über Zustand und Zukunft der Allen – einem der Markenzeichen Brandenburgs. In Brandenburg ist gesetzlich vorgeschrieben, dass für jeden gefällten Straßenbaum auch ein neuer gepflanzt werden muss. Dies geschehe jedoch oft nicht, so die Naturschützer.

„Wir stellen keine überzogenen Alleenschutzforderungen“, hob Silke Friemel vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) hervor. „Brandenburg ist von einem Alleewunderland aber weit entfernt.“ Grundsätzlich werde ein strategisches Konzept des Ministeriums zum Alleenerhalt begrüßt. Doch die Naturschützer sehen die jetzigen gesetzlichen Regelungen als ausreichend an, wenn sie denn konsequent eingehalten würden. „Dies ist bis auf die vergangenen zwei Jahre aber nicht geschehen“, kritisierte Mädlow.

Als vorbildlich wure das Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern genannt. Dort stehe der Schutz der Alleen in der Verfassung. Auch werde die Bedeutung der Straßenbäume für den Klimaschutz und als touristische Anziehungspunkte betont.

Derzeit gebe es an den brandenburgischen Straßen auf knapp 2400 Kilometern Alleen. Allerdings sei ein Drittel der Bäume zwischen 70 und 90 Jahre alt. Nach Schätzungen des Ministeriums kostet der Erhalt der Alleen rund 8,5 Millionen Euro pro Jahr. Das Alleen-Konzept für die Alleen wird noch vor der Sommerpause Kabinett und Landtag beschäftigen. dpa/ddp/PNN

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