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Brandenburg: Gruppendynamik

Auch die Freien Wähler wollen in den Landtag und setzt auf mehr Bürgerdemokratie und weniger Kommunalabgaben

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Bernau - Péter Vida steckt im Wahlkampffieber. Obwohl der 25 Jahre alte Bernauer derzeit nur rund vier Stunden pro Nacht schläft und nebenher noch sein juristisches Referendariat absolviert, ist von Müdigkeit bei ihm nichts zu spüren. Sein Ziel: Bei der Landtagswahl am 27. September will er mit der Listenvereinigung Freie Wähler (FW) die Fünf-Prozent-Marke knacken. „Wir haben ein anderes Demokratieverständnis. Bei uns geht es nicht um Parteibeschlüsse, Landeslisten oder Parteitage, sondern darum: Die Besten sollen kandidieren und sich dem Wähler stellen“, sagt der FW-Landeskoordinator und Direktkandidat für den Wahlkreis Barnim II voller Überzeugung. Die Freien Wähler stellen insgesamt 44 Direktkandidaten und sind somit in allen Wahlkreisen vertreten.

Die Listenvereinigung setzt sich zusammen aus den Vereinigungen Freie Wähler Brandenburg und den Brandenburger Vereinigten Bürgerbewegungen (BVB), die nach eigenen Angaben zusammen rund 120 lokale Wählergruppen repräsentieren. Die Freien Wähler sind unabhängig und stellen sich bewusst gegen die klassische Form einer Partei. „Unsere Wählergruppen sind lokalpolitisch engagiert und lehnen parteihierarchisches Denken, Fraktionszwang und Parteivorsitzendenkontrolle ab“, sagt Vida. Erste Erfolge konnten die Freien Wähler kurz nach ihrer Gründung bei den Kommunalwahlen 2008 verzeichnen. Sie kandidierten in 14 Kreistagen, in zehn Kreisen gelang der Einzug.

Das Programm der Freien Wähler setzt Schwerpunkte bei lokalen und ländlichen Themen. „Wir fordern Entlastungen bei den kommunalen Abgaben, eine Reformierung des Anschluss- und Benutzungszwangs beim Abwasser sowie eine bessere medizinische und schulische Versorgung im ländlichen Raum“, erklärt Vida. Zudem liege den Freien Wählern die Stärkung der Bürgerrechte am Herzen. Die Bürger müssen beispielsweise mehr von ihrem Fragerecht, Kontrollrecht und Akteneinsichtsrecht Gebrauch machen„, fordert der Stadtverordnete, der einen deutschen und einen ungarischen Pass hat. Bisher seien viele Brandenburger zu ängstlich und zu passiv und wüssten über ihre Rechte nicht Bescheid.

Um das zu ändern, kämpfen die zwischen 19 und 74 Jahre alten Direktkandidaten um Stimmen im ganzen Land. Das Alter der Kandidaten spiele bei den Freien Wählern nur eine untergeordnete Rolle.

„Entscheidend ist nicht die sogenannte Lebenserfahrung, sondern der fachliche Beitrag jedes Einzelnen“, sagt Vida. So unterschiedlich wie die Geburtsjahre der Kandidaten ist auch die politische Herkunft der Freien Wähler. „Viele unserer Kandidaten waren immer schon parteilos, aber wir haben auch einige ehemalige CDU- sowie SPD-ler und sogar eine aktive Linke in unseren Reihen“, sagt der Jurist.

Vida hofft, bis zur Landtagswahl möglichst viele Brandenburger mit dem Credo der Freien Wähler überzeugen zu können. Gleichzeitig blickt der Rechtsreferendar aber noch weiter in die Zukunft. „2014 wollen wir eine feste politische Größe und auf jeden Fall im Brandenburger Landtag vertreten sein.“ Patricia Czarkowski

Patricia Czarkowski

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